Hallo zusammen,
jetzt beende ich mal kurz die „Inaktivität“ und stelle meine neuste Errungenschaft vor. Vielleicht interessiert sich ja der eine oder andere für die etwas unübliche Bauweise. Der Atego ist verkauft. Auf Reisen war der LKW oft eine Behinderung (Abmessungen, Parkmöglichkeiten, LKW-Sperrungen, LKW-Überholverbote, Schwerlastabgaben/Go-Boxen, Dieselverbrauch…). Hinzu kam, dass der neue Bauplatz für das Rentner-Häuschen keine Garage für einen LKW zuließ.
Konzept:
Das neue WoMo soll weltweit zum Einsatz kommen. Kompakte Außenmaße und eine hohe Autarkie sind hierfür von Vorteil. Ein rein elektrischer Betrieb des Aufbaus macht die im Ausland oft schwierige Gasversorgung überflüssig. Für unbefestigte Straßen und leichtes Gelände ist eine 4x4-Unterstützung hilfreich. Ansonsten gilt: KISS – keep it simple stupid. Also, Verzicht auf: Komplizierte Kabinenformen, Abschrägungen, Rundungen, Panoramaklappen, Hutschachteln, Hubdächer, Slideouts, ausfahrbare Plattformen, nice-to-have-Einbauten usw. Alles was nicht vorhanden ist kostet nichts, wiegt nichts, braucht keinen Platz, macht keine Geräusche, zickt nicht, wird nicht undicht, schwächt die Struktur nicht, macht keine Toleranzprobleme und geht nicht kaputt.
Basisfahrzeug:
Sprinter-Fahrgestell (907) mit Werksallrad (Oberaigner), 3.5 t zulässiges Gesamtgewicht,
4-Zylinder/163 PS, 7G-Tronic Plus Automatik, Bereifung Goodrich AT 245/75R16
WoMo-Abmessungen/-Gewicht:
Länge: 5.80m, Breite: 2.05m, Höhe: 2.90m (PKW-Parkplatz geeignet)
Leergewicht: 2940kg (Diesel voll, AdBlue voll, Werkzeug, Fahrerhaus-Dachträger, Reserverad, Fahrer)
Ausstattung:
-1080 Watt Solar, 3 x Sunman SMA360M-6X12DW (gerahmte Kunststoffmodule)
-Solarladeregler 3 x Victron BlueSolar MPPT 100/30 (Redundanz)
-Batterien: 4 x Winston LiFeYPo4, LYP700AHA = 12.8V/700Ah = 9000W/h
-Batteriemonitor: Victron BMV-700
-Wechselrichter: Mastervolt AC Master 12/3500-230 (3500W)
-Ladebooster: Victron Orion-Tr 12/12-30A, Isolated DC-DC converter (wird sehr heiß!!!)
-Eigenbau-Elektronik:
BMS mit Zellen-Spannungsanzeige, Solar-Ladeanzeige, Füllstandsanzeigen, Tiefentladeschutz,
Batterie-Temperaturüberwachung, Temperaturüberwachung/Heizung Abwassertank, Innen- und
Außentemperaturanzeige, Steuerung Hubtisch, Steuerung Treppe, LED-Innenleuchten mit PWM-
Ansteuerung
-Induktionskochfeld: APS 2000W
-SAT-Anlage: Oyster-Cytrac
-TV: Alphatronics SL-22 DSBI+
-Radio: Kenwood KMM-BT407DAB
-Bluetooth-Verstärker: Sabai A1 (Class D)
-Monitor im Fahrerhaus mit 4 x Kameras
-Heizung: Eberspächer Airtronic S2, D2L, 2.2kW mit EasyStart Pro, 2 x Warmluft-Schalldämpfer
-Klimagerät: Truma Saphir Compact, 1800W Kühlleistung, 230V/2.8A (läuft autark)
-Kühlschrank: Carbest Kompressor V90L mit Gefrierfach
-Tisch: Elektr. Hubsäule Hettich LegaDrive Eco, Tischplatte verschiebbar
-Warmwasserboiler: Elgena Nautic Therm E, 10 L, 12V/200W + 230V/660W
-Wasserpumpe: Lilie IQflo11.1 (sehr leise)
-Waschmaschine: Daewoo, DWD-CV701PC
-Frischwassertank: Tanks Direkt GmbH, 200U-NA-5-UD-UV, 200 Liter
-Abwassertank: Vetus 110L, isoliert, E-Heizung, Kugelventil Ventilo VCR02-46 SS DN 5, Kamera
-Trockentrenn-Toilette: Separett-Weekend 7010, Entlüftung über Dach
-Duschwanne: Edelstahl (shop.versandmetall.de)
-Kompressor: Viair 400P im Beifahrer-Sitzkasten
-Fahrerhaus-Dachträger: Eigenbau aus Alu für Reserverad und SAT-Anlage (bei Fernreisen 2. Reservereifen statt SAT)
Aufbau:
Sandwichkabine mit den Außenabmessungen 332cm lang, 205cm breit, 205cm hoch. Wandstärke 40mm, Boden 60mm. Direkt verschraubt mit dem Fahrgestell. Durchgang zum Fahrerhaus. 3 x Outbound-Fenster, 2 x Türen und 2 x Außenstauraum-Klappen. Keine Dachluken.
Herstellung der Sandwichplatten:
Die Platten der Kabinen-Außenwände und der Kabinen-Innenwände/Möbelkorpusse wurden in Vakuum-Infusionstechnik hergestellt. Der Kern besteht aus Acryl-Schaum (Rohacell 31 IG für die Wände, Rohacell 51 IG für den Boden), der die höchste spezifische Festigkeit aller handelsüblichen Schäume besitzt und zudem eine sehr hohe Temperaturfestigkeit aufweist. Die Decklaminate bestehen aus mehreren Schichten Carbon-Gelege, wobei die Haupt-Faserausrichtung der jeweiligen Belastungssituation angepasst wurde. Zur Entschärfung der Splitterproblematik wurden auch noch dünne Lagen Aramid und Glas eingearbeitet. Das Splitterverhalten wurde vor der Plattenherstellung an Probestücken vom TÜV untersucht und abgenommen. Alle Platten wurden zur vollständigen Aushärtung der Epoxyd-Matrix bei 70 Grad über 15 Stunden getempert. In die Bodenplatte wurden vor dem Laminieren, an den Befestigungspunkten zum Fahrgestell, hochfeste Aluminiumplatten mit Abstandshülsen in den Schaumkern eingepasst. Bevor mit der Herstellung der Sandwichplatten begonnen werden konnte, war der Bau des Laminier-Tisches angesagt. Da dieser absolut plan und vakuumdicht sein muss, ist der Aufwand hierfür nicht zu unterschätzen.
Kabinenbau:
Die Kabinenplatten wurden mit MS-Polymere stumpf, mit einer Kleberstärke von 2mm, verklebt. Die Außenkanten der betreffenden Platten erhielten vorher eine 45-Grad Abschrägung (Fase), auf die später eine Rundung mit leichter Spachtelmasse aufgebracht wurde. Anschließend erfolgte das „Zusammenlaminieren“ der Platten mit mehreren Lagen bidirektionalen Carbon-Bändern. Die Übergänge in die Fläche wurden verspachtelt. Die Eingangs- und Durchgangstüre wurden aus dem ausgeschnittenen Material und gekanteten Alu-Stufenprofilen hergestellt und die dabei auftretenden Kältebrücken akzeptiert. Die Lackierung aus insgesamt 5 Schichten 2K-Epoxy-Grundierung und 2K-PU-Lack (Epiform-System) wurde aufgerollt. Die Farbe ist RAL7032, kieselgrau, genauso wie das Basisfahrzeug. Die Innenwände und Möbel-Korpusse bestehen aus 19mm starken Sandwichplatten. Alle Kanten wurden mit leichten Alu-U-Profilen, zur kraftschlüssigen Verbindung der beiden Laminate, versehen. Die Verbindung zu den Kabineninnenwänden aber auch untereinander erfolgte mittels MS-Polymere. Die Statik der Kabine wird also nicht nur durch die Außenwände, sondern auch durch die stabilisierenden Innenwände/Korpusse bestimmt. Um die Scherkräfte aufgrund unterschiedlicher Ausdehnungskoeffizienten zwischen CFK und Alu zu minimieren, wurde die Länge der Aluprofile auf 1 m begrenzt und die Klebung flexibel ausgeführt.
Möbelfronten:
Zur Komplettierung der Möbel waren also nur noch die Fronten erforderlich. Die Platten hierfür wurden von der Fa. Vöhringer in Trochtelfingen bezogen. Sie bestehen beidseitig aus je 3.5mm Sperrholz mit einem 8mm XPS-Kern und sind in Holzoptik (Chiavenna Nussbaum) foliert. Von einem örtlichen Schreiner wurden die Platten auf Maß geschnitten und mit einem 2mm starken ABS-Umleimer versehen (PUR-Kleber). Das Gewicht dieser 15mm starken Frontplatten beträgt 4.7kg/m2. Als Verschluss für Klappen und Schubläden wurde Southco M1-15-61-8 verwendet.
Grundriss:
U-förmige Sitzgruppe hinten, dient auch als Bett. Es folgt auf der Fahrerseite eine kleine Pantry und das Bad. Auf der Beifahrerseite der Elektroschrank mit Anzeigepanel, die Eingangstür, der Kühlschrank sowie der Kleiderschrank. Die geöffnete Badtür trennt den Wohnbereich ab und vergrößert die Nasszelle durch Mitbenutzung des Durchgangs zum Fahrerhaus. An der Innenseite der Badtür ist das Waschbecken befestigt. Wichtig waren mir kurze Installationswege für Elektrik und Sanitär. Bad und Küche sind benachbart, der Abwassertank sitzt genau darunter. Das Anzeigepanel und der Elektroschrank bilden eine Einheit, Wechselrichter und Batterien sind in unmittelbarer Nähe. Alle elektrischen Systeme arbeiten unabhängig voneinander. Kleine Heckgarage für Camping-Utensilien/Werkzeug.
Grundriss
Carbon-Gelege wird in mehreren Lagen beidseitig "trocken" aufgelegt und mittels Sprühkleber punktuell fixiert. Der Schaumkern ist gelocht.
Herstellung der Sandwichplatten mittels Vakuum-Infusionstechnik.
Rohkabine
Innenwände und Korpusse sind mit den Außenwänden verklebt.
U-Sitzgruppe im Heck.
Sitzgruppe wird zur Liegefläche.
Blick Richtung Fahrerhaus.
Vom Wohnraum abgetrenntes Bad.
Viele Grüße in die Runde,
Michi