Zurück aus Lateinamerika

  • Doch wir waren in Bolivien, sogar ziemlich ausführlich.
    Das war, bevor wir Euch besucht haben.
    Grüße Stefan

    Never confuse having a carreer with having a life

  • Weiter geht´s, auch wenn es offenbar die Diskussion nicht wirklich anregt.
    Gasanlage:
    Ich habe lange geschwankt, ob ich gasfrei baue. Nach viel Recherche habe ich dann entschieden, daß ich für Heizung, warmes Wasser und Kochen Gas nehme. Der wesentliche Grund war, daß wir die Panamericana fahren wollten und damit viel in großer Höhe sein würden. Da funktionieren Dieselkocher und Dieselheizung/Boiler wegen des Sauerstoffmangels nur ungern. Nach nunmehr fast 9 Jahren Erfahrung bin ich sehr froh, so entschieden zu haben. Der Gaskocher und die Truma 4 haben immer vollkommen problemlos funktioniert, auch auf 5.000 m. Selbst als wir fast 2 Monate konstant zwischen 3500 und 4900 m Höhe reisten, gab es keine Probleme. Die kann man da auch nicht brauchen, denn nachts hatten wir meist um die 0 Grad oder kälter. In der Höhe ist man sogar noch kälteempfindlicher, da brauchen jedenfalls wir Weicheier Heizung und eine warme Dusche. Sämtliche Reisende, die wir auf der Panam getroffen haben und die schon länger unterwegs waren, hatten Probleme mit ihrer Dieselheizung/Boiler. Im besten Fall hatten sie irgendeinen Höhenkit, da tat die Heizung, musste aber alle paar Monate gereinigt werden. Das merkt man erst, wenn sie den Dienst einstellt. Reinigen ist eine Arbeit von ein paar Stunden, wenn die Heizung zum Ausbau gut zugänglich ist. Hatten sie keinen Höhenkit, hat die Heizung über 2500-3000 m schlicht nicht funktioniert. Die Dieselheizungen/Boiler sind bei längerem Einsatz in Höhe oder/und mit schlechtem Diesel nach meinem Eindruck viel anfälliger als Gas. Die Dieselkocher habe ich nicht im Einsatz gesehen, aber die sind mir schon auf Meereshöhe schlicht zu unkomfortabel und langsam. Große Trucks hatten häufig Induktionskocher, die sind super, wenn man entsprechende Batteriekapazität hat.
    Gasversorgung war, entgegen meinen Befürchtungen, nie ein Problem WENN man richtig ausgerüstet ist. Unsere Reserveflasche habe ich noch nie genutzt. Gasfüller findet man über die App IOverlander.
    Wir haben eine Tankflasche mit Außentankanschluß. In Nord- und Lateinamerika gibt es in den meisten Ländern (nicht Argentinien, da haben sie Erdgas) Gastankstellen für LPG, die wir mit dem Außenanschluß und den richtigen Adaptern problemlos nutzen konnten. In Afrika und einmal in Argntinien haben wir die Flasche ausgebaut und in einem Gasdepot füllen lassen. Etwas mehr Arbeit aber auch möglich, wenn man die nötigen Adapter hat. Da müßt Ihr vor der Reise Eure Hausaufgaben machen und Euch Adapter besorgen. Gibt es bei Wynen https://www.wynen-gas.de/ . Nach meinen Erfahrungen würde ich NIE mit einer normalen Flasche ohne Füllstop auf Reise gehen. In einigen Ländern (u.a, USA und Kanada) dürfen Flaschen ohne Füllstop rein rechtlich nicht gefüllt werden. Außerdem sind nach meinen Beobachtungen die "Gasfüller" manchmal, vorsichtig ausgedrückt, nicht ganz professionell. Da wird nach Gefühl gefüllt. Ohne Füllstop kann das in großer Hitze gefährlich werden. Bei Gas bin ich einfach ein Angsthase und vermeide Risiken so weit es geht.
    Gruß Stefan

    Never confuse having a carreer with having a life


  • Weiter geht´s, auch wenn es offenbar die Diskussion nicht wirklich anregt.


    Ich glaube mit >700 ist dein Thema schon für viele Interessant. Jedoch kann man über deine Erfahrung wenig Diskussieren, da sie ja keine Vermutungen sind.
    Die hast du gemacht und die treffen auf dich zu - und möglicherweise auch auf viele anderen.
    Bringt ja nichts, wenn ich jetzt sage, das meine Dieselstandheizung praktischer und besser ist und überhaupt unfehlbar.
    Deine Erfahrung wegzudiskutieren wäre wie damals in der Schule:
    Schreibt eure Meinung zu dem Thema auf die wird benotet -> Ich bin da anderer Meinung: Note 4

    Daher lass dich bitte nicht beirren, dass die Kommentare ausbleiben, deine Zusammenfassung ist eher wie ein - ja keine Ahnung, Duden?
    Sie sind praktisch gesammelt, haben dementsprechend auch Hand, Fuß und Glaubwürdigkeit.

    Zusätzlich nimmst du auch Sachen auf, die hier immer wieder mal vereinzelnd besprochen werden - ich sag nur:
    2x80 (später90) Ah Bleisäure Aufbaubatterien mit knapp 7 Jahre Lebensdauer.
    Wird hier immer mal wieder geschrieben und von den 'älteren' Campern bestätigt.
    Aber der LiFePo-Irrsinn gaukelt eine Längere lebensdauer der neueren Technik vor - es gibt noch keine 7 Jahreserfahrung in dem Bereich....
    Wer also Nicht im Kapazitä-vs.-Gewichtskampf drin steckt, brauch da gar nicht groß Nachdenken. Und diese Erkenntnis hast du quasi "aufgefrischt"

  • Bezüglich Gas, vom Grundsatz gebe ich Dir erst einmal Recht.

    Als Ergänzung:
    Von der praktischen Erfahrung her haben die meisten Wohnmobilfahrer immer noch die gewöhnliche 11 Kg Flasche/n an Bord und befüllen hier bei uns über Adapter ( Ich rede hier nur von PY ).

    Ich kenne bei uns im Umkreis nicht eine Gastankstelle die die Gasflasche nicht befüllen würde, entscheidend ist den richtigen Adapter dabei zu haben.

    Zur Sicherheit: Es ist wichtig ein paar Eckdaten zu seiner Gasflasche im Kopf zu haben. Nettogewicht / Tara ( je nach Ausführung zwischen 5,6 Kg Alu und bis zu 13 Kg Stahl ). Die 11 Kg Flasche hat einen Rauminhalt von 27,2 Litern und darf nur zu 80% befüllt werden ( 20% Sicherheitsreserve / Ausdehnung ). Heißt eine absolut leere Flasche kann mit 21,75 Litern befüllt werden ( entpricht 11 Kg ).

    Das bedeutet das man vor dem befüllen ausrechnen sollte wieviel Liter fehlen und dann dem Tankwart ansagen und auf die Finger / Tanksäule schauen sollte. Im Zeitalter der Taschenwaage und des Taschenrechners keine allzu große Herausforderung.

    Beispiel bezogen auf Propangas:
    Alu-Gasflasche mit 5,6 Kg Tara zeigt 8,0 Kg an. Es sind noch 2,4 Kg oder 4,7 Liter Gas in der Flasche. 21,75 weniger 4,7 Liter = es können 17 Liter Gas getankt werden.

    Saludos Evaristo

    Lieber eine Kerze anzünden, als über die Finsternis klagen.

  • Ahoi Stefan,

    ich wollte eigentlich schon vor ein paar Tagen schreiben, bin aber Zeitlich nicht dazu gekommen.... Ich verschlinge die Kapitel wenn du sie postest, gerade da Südamerika ja das Ziel ist für mich hochinteressant!

    Gruß
    Sven

  • Hallo Stefan, das hier keine große Diskussion zu deinen Zeilen entsteht, würde ich auch nur als positiv werten!
    Du schreibst einfach sehr sachlich und kurzweilig, da gibt´s halt wenig Fragebedarf! :D

    Nur weiter so, danke! :mrgreen:

    Gruß

    Holger

  • Zum Thema Gas ziehe ich nur wieder eine schon vorhandene Erkenntnis daraus:
    Gas ja
    Tankflasche ja (am besten eine die auch noch Gewicht spart - wenn man sie mal tragen muss)
    Adapter
    und keine Angst vor Gas bekommt man schlecht ;)
    Ob Südamerika, Afrika oder Asien Gas wir weltweit genutzt - meist zum Kochen

  • Danke für die Rückmeldung. Jetzt das nächste Kapitel, Aufbau und Ausbau:
    Ich habe eine Ormocarkabine mit 1,5 mm GfK außen, 40 mm Schaum und 1,2 mm GfK innen. Wie schon an anderer Stelle beschrieben ist sie teilintegriert, d.h die Rückwand und das Dach des Fahrerhauses sind entfernt und die Kabine mit dem Gepäckalkoven ist starr an das Fahrerhaus geklebt. Sie ist auch starr mit dem Rahmen verbunden. Ich war erst skeptisch, ob das hält, aber die Kabine hat nirgends Risse, auch nicht an den Verbindungen zum Fahrerhaus. Die Konstruktion entspricht auch den Aufbaurichtlinien. Durch die aufgeklebten stabilen Eckprofile ist die Kabine, wie jede Kabine dieser Bauart strukturel stabil und hält "Feindberührung" im Bereich der Eckprofile gut aus. Punktbelastungen sind die Panele allerdings nicht gewachsen. Eine vorstehende Dachlatte in einer extrem engen Ortsdurchfahrt und ein horizontales Tragrohr eines Sonnendaches haben sich durch die GFK Schicht gebohrt. Mit Kunstoffspachtel, den es auch in der 3. Welt in jedem der überaus zahlreichen Baumärkte gibt, war das aber leicht zu flicken.
    Zunächst hatte ich Dachhauben von Remi mit einem Kurbelmechanismus. Die waren nach wenigen Monaten in Afrika vermutlich durch den Staub nicht mehr funktionsfähig. Ich habe sie durch einfache Heki mit Bügel-Hebelmechnismus ersetzt. Die sind zwar auch ziemlich laberiger Kunststoff, haben aber gehalten. Die Mückennetze sind wie bei den Seitzfenstern kaum wirksam. In Malaria- oder Denguegebieten haben wir zusätzlich Mückennetze mit Klettband innen am Fensterrahmen befestigt. Achtung: Den weichen Teil des Klettbandes auf den Rahmen kleben sonst bleibt jeder Pulli am Klettband hängen wenn man sich ans Fenster lehnt. Das hatten wir erst verkehrt gemacht. Dachauben sind für uns in heißem Wetter unabdingbar, da sonst, vor allem beim Kochen, der Hitzestau an der Decke nur schlecht entlüftet werden kann. Der Kamineffekt hilft sehr, vorallem, wenn er noch durch einen elektrischen Lüfter in einer der Hauben unterstützt wird.
    Die Fenster sind Seitz. Zu denen und zur (Un)Wirksamkeit der Mückennetze ist hier schon viel gesagt worden. Sie sind halt miese Qualität, aber in einem 3,5 t muß man schon aus Gewichtsgründen damit leben.
    Wie schon geschrieben hat die Dekalinabdichtung die hohen Temperaturen und die starke UV Strahlung auf die Dauer nicht ausgehalten. Sie wurde undicht (blöderweise, während das Auto für Monate abgestellt war) und mußte mit einem Dichtkleber ersetzt werden.
    Der Grundriss ist sehr ähnlich diesem http://www.exploryx.de/index.php/indi…dual/impala-iv/ , wenn auch nicht so edel. Den Ausbau habe ich ganz konventionell mit kunstoffbeschichteten 15 mm Möbelbauplatten von Reimo gemacht. Der Vorteil ist, daß das sehr stabil ist und die Oberflächen auch jetzt noch gut aussehen. Der Ausbau ist aber schwer und ich würde heute, wo möglich, dünneres und leichteres Material verwenden. Dazu gibt es ja schon jede Menge guter Beiträge hier, die ich nicht wiederholen möchte. Die Reimo Pushlocks, vor allem die kleinen, sind nicht der Hit. An verschieden Schränken und Schubladen habe ich Riegel nachgerüstet, damit die Schränke auch auf Pisten zu bleiben. Ich habe festgestellt, daß die Kabine und vorallem das Dach bei großer Wärme sich um einige mm ausdehnt/hebt. Da gibt dann irgendetwas nach. Entweder reist die Sika-Klebenaht der Schränke oder der Schrank verzieht sich und die Pushlocks mit ihren kurzen Laschen halten nicht mehr. In meinem anderen Camper habe ich Southco Latches https://www.southco.com/en-us/product/…y.html?hid=7326 . Die sind viel stabiler und auch einstellbar. Da ging noch nie etwas auf. Jedenfalls die größeren und schwereren Oberschränke habe ich nach den bösen Pisten in Afrika nach unten abgestützt. An der Sikaverklebung hatten sich vereinzelt Risse gezeigt.
    Als Matratzen haben wir 2 handelsübliche 80x200 cm 7 Zonen Kaltschaummatratzen auf einem ausziehbaren Lattenrost, der zum Heckstaukasten (der ist auch beheizt) offen ist. Das ist sehr bequem und durch die Unterlüftung hatten wir da nie Kondensation oder Feuchtigkeit.
    Die Dusche ist im Durchgang nach vorne und mit etwa 70x80 cm Grundfläche gut nutzbar. Abgeteilt zu Toilette und Waschbecken ist sie mit einem Vorhang, auf dem Boden liegt ein Bambusrost, den ich zufällig genau passend in der Badabteilung eines Baumarktes gefunden habe. Die Toilette ist eine normale Dometic Kassettentoilette mit drehbarer Schüssel. Dusche und Toilette haben wir praktisch täglich genutz, da andere Sanitäranlagen entweder nicht vorhanden oder, milde ausgdrückt, wenig einladend waren. Ohne eigene Dusche und Toilette wäre ich ziemlich schnell alleine gereist. Für die Duschtasse habe ich eine 30 mm PU Schaumplatte von Ormocar mit dem Messer zur Mitte hin wie einen Hohlspiegel ausgehölt und bündig mit den Seitenwänden GfK Deckmaterial von Ormocar draufgeklebt. Das würde ich heute nicht mehr so machen. Das Auto steht nie gerade und trotz des leichten Gefälles zur Mitte läuft das Wasser, wenn man mit der falschen Neigung steht, in die Ritzen neben der Toilette. Das weiße GfK Material sieht am Boden sehr schnell unansehnlich und verkratzt aus. Auch die Drehtoilette würde ich nicht mehr installieren. Sie kann nicht bündig mit der Wand eingebaut werden und hat viele Ecken und Winkel. Das Reinigen der Außenseite und der Ritzen zu den Wänden ist mühsam. Ich würde heute eine Banktoilette nehmen, die bündig an die Seitenwände kleben und einen Wulst um die Duschtasse bauen. An der Kassette mußte ich einmal die Dichtung erneuern und irgendwann ging, wie bei allen diesen Toiletten, die elektrische Füllstandsanzeige kaput. Die ist aber überflüssig, da man durch analoges Reinsehen den Füllstand auch sieht. Eine TTT gab es 2010 , als ich das Auto gebaut habe, noch nicht für Womos. Ich bin allerdings nicht sicher, wie die sich bei extremen Temperaturen verhält und ob ich überall die nötigen Ingredienzen bekommen würde. Ich würde daher vermutlich für eine Fernreise immer noch konservativ eine Kassette nutzen, habe mich aber mit dem Thema noch nicht beschäftigt. Fäkaltanks sind m.E. für so eine Reise untauglich, da es keine geeignete Entsorgung gibt. Ich habe in Afrika einen, in Lateinamerika etwa 5 Einlässe gesehen, in die man Abwasser- und Fäkaltanks entleeren kann. Sonst werden die alle in die Natur entleert. Bei Abwasser ist das noch vertretbar, da auch die Häuser und Duschen der Campingplätze in der Regel ihr Abwasser in den Graben oder auf die Wiese leiten. Bei Fäkalien mache jedenfalls ich da nicht mehr mit. Eine Kassette wird in eine Toilette entleert und damit das Gewissen beruhigt. Daran, daß selbst Großstädte meist keine Kläranlagen haben, sollte man aber nicht denken.
    Bei dem Grundriß gibt es eine Tür zwischen Fahrerhaus und Kabine. Das ist wichtig und die Tür sollte stabil sein. Beim Fährtransport muß man der Gesellschaft einen Schlüssel zum Fahrerhaus geben, da Hafenangestellte das Auto auf die Fähre fahren. Die möchte man nicht in der Kabine haben. Ein Fahrerhaus ist nicht wirklich gegen Einbruch zu schützen, eine Tür zur Kabine ist eine zusätzliche Sicherung. Bei heißem oder kaltem Wetter ist das unisolierte Fahrerhaus eine gewaltige Wärme/Kältequelle, die man mit einer Tür isolieren kann. Nachteil ist, daß man mit der Klimaanlage im Fahrerhaus nicht während der Fahrt die Kabine herunterkühlen kann.
    Bei uns ist nach der Probefahrt im Balikum nie mehr eingebrochen worden. Als Einbruchschutz hatten wir folgende Maßnahmen: Nur ein Türschloß auf der Fahrerseite, mit rundem Schlüssel (Schraubenzieher ins Schloß funktioniert nicht) gesichert durch Hartmetallplatte um das Schloß. Tresorverschluß, d.h. mit der Fernbedienung d.h. die Tür kann nicht von innen geöffnet werden, wenn die Seitenscheibe eingeschlagen wird. Das ist alles serienmäßig beim Transit. Zusätzlich habe ich Einbruchsschutzfolie an den Seitenscheiben im Führerhaus, je eine Edelstahlstange an den droßen Seitzfenstern und der Midiheki und stabile Schlösser und Scharniere (halt Ormocar) an den Türen und Klappen. Die Stangen habe ich installiert, nachdem bei der Probereise in Litauen das Seitzfenster aufgehebelt worden war. Im Auto versteckt gibt es ein Geheimfach und einen Safe, wo wir Wertvolles einschließen. Das war bei dem Einbruch in Litauen gut, da so nichts Wertvolles gestohlen wurde.
    Das war es so weit. Im nächsten Kapitel mache ich noch ein paar allgemeine Bemerkungen zu Themen, die uns im Zusammenhang mit Fernreisen aufgefallen sind.
    Gruß Stefan

    Never confuse having a carreer with having a life

  • Hallo Stefan,

    Supertoll, dass Du aus der Praxis berichtest. Auch ich lese still mit und bin begeistert von der unterhaltsamen Schreibe und den nützlichen Informationen.

    Ich meine, dass dies kein Diskussionsthread werden soll, daher finde ich es gut und richtig, dass die Leute sich hier nicht mit ausführlichen Kommentaren und Meinungen beteiligen.

    Das ist aber keinesfalls ein Zeichen von Desinteresse!!!

    In diesme Sinne: Weiter so!

    Rolf1

  • Wie versprochen noch ein paar allgemeine Bemerkungen zu Fernreisen. Ich beschränke mich hier auf Themen, die für das Fahrzeugkonzept relevant sind.
    1. Größe. Es gibt kein "gutes" oder "schlechtes" Vehikel. Wir haben jedes nur denkbare Fahrzeug gesehen, vom Hochrad https://www.pennyfarthingworldtour.com/ (den haben wir in Mexiko getroffen) bis zum gigantischen 6x6 Hightech LKW. Die zahlenmäßig größte Gruppe war mit älteren SUV und Dachzelt oder älteren Vans unterwegs. Und die Meisten hatten Spaß. Fast alle Strecken in Afrika und Lateinamerika hätten wir auch mit einem normalen Kastenwagen etc machen können. Das Wichtigste ist, daß das Auto zuverlässig ist und in Bezug auf Komfort die Erwartungen BEIDER Reisenden halbwegs trifft. Wir haben einige vorzeitige Abbrüche von Reisen erlebt, weil das Auto einfach zu viel Ärger gemacht hat. In Afrika verbringt man die meiste Zeit auch abends im Freien, In den Amerikas nicht. Hier verbrachten wir erstaunlich viel Zeit im Auto, da es regnete, windete oder kalt war oder weil die Umgebung nicht zum draußen Sitzen einlud. Auch die Sanitäranlagen waren häufig grenzwertig oder nicht vorhanden.
    2. Es gibt auch in der 3. Welt bestens ausgestattete Werkstätten mit modernen Werkzeugen und Diagnosegeräten. Ein Markenwerkstatt von z. B. Ford oder Mercedes in einer größeren Stadt sieht in Peru oder Namibia genauso aus wie in Deutschland. Auch die Abläufe beim Buchen des Termins oder dem "Einchecken" bis zum Rechnungsformular scheinen international genormt. Problematisch wird es allerdings, wenn man Teile braucht, die es in dem Land nicht gibt, weil es das Fahrzeug nicht gibt oder weil die europäische Variante abweicht (etwa Abgasreinigungsanlagen, Steuergeräte inkl. Software etc.). Natürlich kann man sich Teile per Kurier schicken lassen aber ich habe mehrfach bei Bekannten erlebt, daß es dann Tage und Wochen gedauert hat, die Teile durch den Zoll zu bekommen. Das nervt. Ein besonderes Kapitel sind auch hier Reifen und Stoßdämpfer. Die müssen auf einer längeren Reise ersetzt werden, das ist unvermeidbar. Trotzdem machen sich erstaunlich viele Reisende vor der Reise offenbar keine Gedanken, ob es die in ihrer Größe im Zielgebiet gibt. Da werden spezielle Superfahrwerke eingebaut oder auf die besten Reifen umgerüstet (z.B. Einzelbereifung bei LKW, Sondergrößen bei Geländewagen) und dann gibt es die nicht im Zielgebiet. In ganz Lateinamerika habe ich praktisch keinen einzelbereiften lokalen LKW gesehen. Ich kenne einige Reisende, die sich Reifen oder Spezialdämpfer für viel Geld aus Europa oder USA schicken lassen mußten.
    3. Die Größe des Autos ist eine persönliche Entscheidung, die vom Budget und Lebenstil abhängt. Aber man sollte wissen, daß insbesondere in Lateinamerika viele Innenstädte, Dörfer und (bergige) Nebenstraßen sehr eng mit engen Haarnadelkurven sind. Innenstädte haben häufig Einfahrtverbote für LKW. Stromleitungen werden oft auf nur etwa 3 m Höhe zwischen den Häusern gespannt. In Afrika sind viele Nationalparks für Fahrzeuge über 3,5 t ganz oder teilweise gesperrt oder es werden horrende Eintrittspreies ( 200 $ und mehr, pro Tag) verlangt. Auch in der 3. Welt gilt die 3,5 t Grenze, darüber ist man LKW. Allerdings wird da häufig für Womos ein Auge zugedrückt. Ich habe aber trotzdem sicher 10 Mal meine Papiere gezeigt, um zu beweisen, daß ich einen 3,5 t habe. Meist ging es ums Geld (Maut, Eintrittsgebühren etc.). Gewogen hat niemand.
    4. Wohnwagen oder Womos gibt es in Nordamerika, Südafrika/Namibia, Australien/NZ und in geringer Stückzahl in Brasilien, Argentinien und Chile. Sonst nicht. Das bedeutet, daß es auch keine Teile oder Know How in Werkstätten gibt. Verwendet wo immer möglich Teile aus dem Hausbau oder dem KfZ Bereich. Baumärkte und Autoteilehändler gibt es überall, Campingteile nicht. Ich werde nie vergessen, wie der Eigner eines Unicat erst einmal in einer stundenlangen Telefokonferenz mit Unicat versucht hat herauszufinden, warum er alle möglichen Störungen in seiner Aufbauelektrik/Elektronik hat und dann 3 Wochen gewartet hat, bis das super integrierte Inverter/Ladegerät/Stromverteilungsmanagementgerät (irgendein Hightech Ding von Victron. war jedenfalls blau) per Luftfracht kam und dann auch durch den Zoll gebracht wurde. In der Zeit hat er sich einen Gaskocher mit lokaler Flasche im Baumarkt gekauft, sein Induktionskocher und seine Kaffeemaschine hatten nämlich keinen Strom. Die ganze Elektrik war auch so komplex, daß er keine Umgehungen bauen konnte. Wir normalen Womobastler haben da auch nur große Augen bekommen und die Finger davon gelassen.
    4. Entgegen landläufiger Meinung ist ein Defender zwar cool, in fast allen Ländern aber so exotisch wie ein Ferrari. Es gibt sie in Südafrika/Namibia und ein paar in Australien. Vereinzelt sind noch Uralt Landrover sonstwo unterwegs. Sonst gibt es sie nicht in meßbarer Zahl, damit gibt es auch keine Teile. Die braucht aber nach meinen Beobachtungen ein Defender. Außerdem ist er unbequem und zu eng zum Leben. Landcruiser sind perfekt für Afrika und Australien, die 75/78/79 Typen sind aber nur in wenigen Ländern Amerikas vertreten. Aber wenigstens gehen sie selten kaput.
    Gruß Stefan

    Never confuse having a carreer with having a life

  • Hola Stefan,

    das sind genau die Berichte die Berücksichtigung bei Planung und Ausführung eines Ausbaues finden sollten. Durch Eure gemachten Erfahrungen relativiert sich vieles was ansonsten durch die Forenwelt geistert. Oft geschrieben von Jemandem der von Jemandem gehört hat.

    Insbesondere Dein letzter Beitrag ist das Salz in der Suppe für die die Reisen wollen und es auch tun. Nochmals herzlichen Dank.

    Saludos cordiales
    Evaristo

    Lieber eine Kerze anzünden, als über die Finsternis klagen.

  • Hallo Stefan,

    Auch von mir ein herzliches Dankeschön für Deine sehr interessanten und kurzweiligen Beiträge. Ich schliesse mich meinen Vorrednern an, das ausbleiben von Fragen hat nichts mit Desinteresse zu tun sondern zeugen vielmehr von fundierten Beiträgen die keine Fragen offen lassen.

    Gruss
    Urs

    In der Theorie entspricht die Praxis der Theorie...

  • Heute im WDR hab ich einen Interview gesehen mit einem der seinen noch fast neuen Expeditions-LKW nach Uruguay verschifft hat für 3 Jahre Südamerika und 2 Tage später hinterher fliegen wollte. Das Container-Schiff hat dann im Atlantik Feuer gefangen und ist bekanntlich untergegangen :shock:
    Das Erlebnis wünscht man echt keinem! Hoffen wir mal, dass die Versicherung den Schaden begleicht...

    Gruß, Holger

  • Ich kenne den Fall. Das ist schon Der GAU. Auf der Grimaldifähre waren 11 Womos. Darunter eine französische Familie, die mit ihren Kindern schon eine ganze Weile mit knappem Budget unterwegs ist und zuhause alles aufgegeben hatte. Die tun mir wirklich leid. Eine Transportversicherung gibt, wenn überhaupt, nur sehr begrenzt Deckung. Ein klüger Mensch hat mal gesagt "Nimm nichts auf eine Reise, was du nicht entbehren kannst".
    Ich hoffe das ist jetzt besser. So viel zu Spracherkennung, vor allem wenn man in mehreren Sprachen arbeitet. Gruß Stefan

    Never confuse having a carreer with having a life

    Einmal editiert, zuletzt von Canoe (3. April 2019 um 14:08)

  • Hallo Stefan,
    danke für Deine tollen Erfahrungsberichte!
    Ettliche der von Dir angespreochenen Themen kann ich auch aus eigener (europäischer) Erfahrung bestätigen. So etwa Geweichtslimits, leben im Auto bei schlechtem Wetter, aber auch die Kühlschrankthematik bei heißen Temperaturen.
    Was mich perönlich interessieren würde, was sind denn die verbreitesten Fahrzeuge in (Süd) Amerika? Aus dem südlichen Afrika kenne ich, außer den alt bekannten Toyota, noch praktisch alle Japaner á la Isuzu, Nissan etc. Und bei meinem letzten NAM Besuch habe ich auch erstuanlich viele Iveco gesehen (wie auch immer die da hin kamen). Aber was nutzt man so auf der anderen Seite des Altlatiks?

    Viele Grüße
    THOMAS

  • Hallo Thomas,
    Genutzt werden als Pick ups die Toyota Hilux, Nissan Navarra, Isuzu und diverse chinesische Klein pick ups. Amerikanische Full size Pickups sind südlich von Mexiko selten und werden nur als Lifestyle Fahrzeuge genutzt..Es gibt es eigentlich in jedem Land den F 150 und manchmal Ram 1500. Die schwereren nicht, da sie für den kommerziellen Einsatz zu teuer sind. Argentinien hat eigene auf älteren Fords basierende Pick ups. Als Klein LKW gibt es überall den Sprinter allerdings mit Motoren, die auf einer älteren Generation basieren und ohne Allrad. In vielen Ländern werden Iveco und Transit verkauft, scheinen aber nicht sehr populär zu sein. Sonst wie in Afrika die Toyo Hiace, Nissan Urvan und weitere asiatische Klein LKW (Hyundi etc.) ähnlich dem Fuso. Alles Frontlenker. Außer dem Fuso habe ich die noch nicht in Europa gesehen. Der Fuso hat in der 3. Welt offenbar einen anderen Antriebsstrang.
    Gruß Stefan

    Never confuse having a carreer with having a life

  • Hallo Thomas,

    als Ergänzung zu Stefan:

    Hier bei uns in Paraguay geht als Pickup außer den Vorgenannten auch der Chevrolet S10 4x4 ( als Einzelkabine 1.250 Kg Zuladung ) sowie der VW-Amarok.

    Bei den Leicht LKW ist der KIA 2700 4x4 mit 1.500 Kg Zuladung eine interessante Option ( Saugdiesel, 2,7 L, 80 Ps, frißt alles ). Ansonsten ist Hyundai eine weit verbreitete Marke, jedoch kein Allrad.

    Auffällig ist, das bei allen angebotenen Leicht LKW – egal welche Marke ( auch Fuso ) bis hin zu 7,5 Tonnen – sowohl die Innenausstattung als auch insbesondere die Sitze vom Beifahrer nicht an gewohnten europäischen Standard reichen. Ich habe z.B. bei meinem Iveco die Beifahrersitzbank raus schmeißen lassen und dafür einen Fahrersitz eingebaut.

    Herzlichen Gruß
    Evaristo

    Lieber eine Kerze anzünden, als über die Finsternis klagen.

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