Mercedes vs. MAN
Hallo Leute,
ich möchte hier kurz ein wenig über meine Erfahrungen bei der Auswahl eines WoMo-Basisfahrzeugs berichten. Vielleicht hilft es dem Einen oder Anderen bei seiner Auswahl und spart ihm eventuell etwas Recherchezeit.
Mein Fahrzeug wird ca. 9-10 Tonnen Gesamtgewicht haben und soll eine Aufbaulänge von ca. 7,5 Meter hinter dem Fahrerhaus verkraften können. Ein Alkoven wäre nett aber kein Muß, weil ich das WoMo nur für meine Frau und mich bauen möchte und wir den Stauraum oder den Schlafplatz nicht zwingend benötigen. Ein Allradantrieb wäre ebenfalls schön (gewesen), aber ebenfalls kein Muss, weil wir überwiegend nur Europa bereisen möchten und nicht zu der weltreisenden Himalaya - Death Valley – Flussbettdurchquerungsfraktion gehören.
In Frage kamen von vorn herein nur ein Mercedes Atego und ein MAN (TGL o. TGM), mit ursprünglicher Tendenz von mir zum Mercedes, weil ich mit meinem ersten heißgeliebten Selbstbau-WoMo, ein DB 508 , bei sehr wenig Pannen nur beste Erfahrungen mit der Ersatzteilversorgung im europäischen Ausland gesammelt hatte.
Nach einigen Überlegungen haben wir uns dann für die luftgefederten 12-Tonnen-Fahrgestelle entschieden, weil wir der Meinung sind, dass unser Wunsch-WoMo mit 7,5 Tonnen nicht zu realisieren ist und zwischen 9-Tonnen- und 12-Tonnen-Fahrgestelle nur marginale Unterschiede bestehen, in der Technik als auch im Anschaffungspreis.
Zur Auswahl standen:
Atego 1223; MAN-TGL 12-250 und der MAN-TGM 12-250.
Der TGM fiel dann deshalb aus der Wertung, weil die Oberkante Rahmen ca. 100 mm höher ist als die des TGL, die in etwa so hoch/niedrig ist wie die beim Atego.
Allradantrieb gibt es bei beiden Modellen nicht wegen der Radstände.
Jetzt kam der schwierigere Teil der Entscheidung, bei fast annähernd gleichwertigen Fahrgestellen Atego 1223 vs. TGL 12.250.
Den Atego konnte man auch mit luftgefederter Vorderachse bestellen, was bei dem TGL nicht möglich ist. Dafür hatte der MAN den passenderen Radstand mit 5.200 mm zu 4.800 mm beim Atego. Die 60-prozentige Überhangregelung hinter der Hinterachse würde beim Atego noch so gerade tolerabel sein. Der TGL hingegen bietet hier mehr Reserven bei annähernd gleichem Kurvenradius.
Die möglichen Ausstattungen und Extras der Fahrzeuge sind bei beiden Herstellern zwar nicht deckungsgleich, können aber meiner Meinung nach fast alle Wünsche erfüllen und unterscheiden sich nur in Nuancen. Hier gab es einen Patt.
Den letztendlichen Ausschlag für den MAN TGL war die Tatsache, dass man bei Mercedes kaum oder gar keine Sonderwünsche am Fahrgestell mit bestellen konnte, bei MAN aber sehr wohl.
Obwohl der Alkoven WoMo-technisch nicht zwingend nötig wäre, wollte ich letztendlich doch einen haben. Zum einen, um einen größeren Einstieg vom Wohnbereich ins Fahrerhaus durch einen klappbaren Alkovenboden zu haben, und aus gestalterischen Überlegungen.
Für einen Alkoven muss allerdings das Fahrerhaus festgesetzt werden und im Motortunnel Revisionsöffnungen geschaffen werden. Bei Mercedes war dies nicht zu bekommen. Das Festsetzen des Fahrerhauses gab es zwar auch bei Mercedes mal, aber nicht mehr ab dem 2013er Modell. Dutzende Telefonate mit allen möglichen Mercedes-Sonderbaugruppen, ob Feuerwehr- oder Rettungsfahrzeuge etc. brachten mich nicht weiter – keine Chance. Dabei war der Atego ja eigentlich mein Favorit.
Ganz anders bei MAN. Die haben eine Sonderfahrzeug-Abteilung, die auf die Wünsche des Kunden eingehen und auch weitgehend realisieren.
Festsetzen des Fahrerhauses – kein Problem
Revisionsklappen im Motortunnel – kein Problem
Verlegen der Luftansaugung und Luftfilter – kein Problem
Ausschnitt in der Rückwand des Fahrerhauses – kein Problem
Ausschnitt im Dach des Fahrerhauses – kein Problem
Verstärkungsrahmen für den Dach- und Rückwandausschnitt – kein Problem
Im Fahrzeug-Angebot noch der Hinweis, dass das Motor-Mapping auf Grund der geänderten Luftansaugung geändert werden muss, um die EURO6-Norm zu erfüllen. Diese ist aber bei der Auslieferung des Fahrgestells bereits eingespielt.
Übrigens gab es auch gleich eine geänderte Fahrgestell-Maßzeichnung für den Aufbauhersteller mit dem Angebot dabei, in Papierform, als .pdf- und als CAD-File (.dwg).
Deshalb habe ich jetzt ein MAN TGL bestellt und kein Mercedes Atego.
Gut Nächtle, Stoppie