Liebe Freunde,
nach nunmehr zwei Jahren Bauzeit ist RoBi nun auf ersten Reisen gewesen. Hier im Forum habe ich sehr viele hilfreiche Hinweise erhalten und konnte so viele Fehler vermeiden.
Möchte nun meine Erfahrungen einbringen und Euch von meiner - von der üblichen Praxis doch etwas abweichenden - Energiekonzeption berichten.
Wichtig war mir, ohne Gas auszukommen. Gründe: beschränkte Verfügbarkeit, hohe Gerätekosten, Sicherheit, Prüfung usw.
Herd:
Wie schon beschrieben, koche ich mit dem Origo Spirituskocher. Würde nie wieder was anderes nehmen. Bericht dazu: unter Origo im Forum http://www.womobox.de/phpBB2/viewtop…igo+4100#p59061
Stromversorgung:
Batterien:
440 Ah (2 x 220 Ah 12V) Blei-Säure-Akkus von Varta, zyklenfest. Ganz normale "Staplerakkus". Die Dinger sind recht preiswert im Vergleich zu dem ganzen Gel-Kram, und noch dazu lassen sie sich beim Profi wieder Aufarbeiten, wenn Sulfatierung einsetzt.
Die Akkus haben eine Kapazität von ca. 5 kWh. Berücksichtigt man die Empfehlung, Akkus nur zu max 25% zu entladen, stehen mir also 1,3 kWh zur verfügung. Dieser Wert ist für die nachfolgenden Geräte wichtig.
Bordnetz:
Habe mich dazu entschlossen, bis auf die Beleuchtung alles auf 220 Volt laufen zu lassen. Damit kann ich handelsübliche Geräte anschließen und muß nicht die teuren WoMo-Sachen kaufen.
Die 220 V werden über einen Wechselrichter erzeugt, der 1,2 kW Dauerleistung hat. Das Teil ist von Reimo, hat so etwa 140 EUR gekostet. Hersteller: Carbest oder so (Reimo-Hausmarke). Keine Probleme mit PC-Netzteilen oder anderen elektronischen geräten dran. Und: Sanftanlauf! Bedeutet, dass bei Verbrauchern mit großem Einschaltmoment der Wandler langsam die Spannung (und damit das Gerät) hochfährt. Perfekt! Geht sogar eine elektrische Kettensäge dran, was einen unterwegs mal retten kann.
Kühlschrank:
Benutze einen handelsüblichen Haushaltskühlschrank. Das ist ein Einbaumodell mit Gefrierfach, hat ca. 140 Liter Volumen. Wird über den Wandler betrieben. Interessant die Anschlusswerte: Der Kompressor benötigt nur 57 Watt, das ist sehr wenig. Und er ist so leise (im Schrank eingebaut), dass man das Ohr dranhalten muss, um zu hören, ob er läuft. Der Verkäufer versicherte mir, dass ein Betrieb im Womo ohne Bedenken geht, denn die Kompressoren sind innen federnd gelagert und schwimmen im Öl. "Auf dem LKW müssen die ja auch halten..." Und er hat 3 Jahre Garantie.
Der Kühli benötigt am Tag ca 0,3 kWh. Funktioniert aber nur mit Wandler, der 1,2 kW hat und den beschriebenen Sanftanlauf. Im Startmoment zieht er 10 Ampere!
Kosten für den Kühli: ca. 190 EUR.
Warmwasser:
Das ganze Dieselheizungsgedöns fürs Wasser war mit einfach zu teuer - und zu laut. Also hab ich mit einen 15 Liter Untertischboiler (Druckboiler) bei ebay von Gorenje geschossen. Preis: 100 EUR. Betrieben wird er über den Wandler. Die Leistungsaufnahme von 2 kW hab ich mittels einer einfachen Diode halbiert (wie im Fön die zwei Stufen) und somit wird das Warmwasser über die Akkus und den Wandler erzeugt. Hab mal gemessen: Für einen kompletten Heizzyklus auf 60 Grad benötige ich 0,7 kWh. Die 15 Luier reichen für zwei Leute schön duschen - nacheinender!
Den Boiler hab ich wegen besserer Isolierung und Rüttelfestigkeit noch ein bissl modifiziert. Die kleine Dämmschale um den eigentlichen Boiler fand ich nicht wirklich effektiv, die Kabel und Leitung des Fühlers baumelten im viel zu großen Kunststoffgehäuse rum. Also hab ich mit einen Sack 2mm Polystyrolkügelschen beschafft, oben in das Gehäuse ein Loch gebohrt und die Kugeln reingeschüttet. Nun ist alles schön fest, und zusätzlich isoliert. Wärme hält ca 12 Stunden.
Wenn doch mal die Akkus alle sein sollten, kann man während der Fahrt Warmwasser machen, 1/2 Stunde reicht aus.
Solar:
Bei ebay gibt es sehr preiswerte 12-V Panele, die haben ca 50 Watt. Nun bekomme ich vom Dach (gemessene) 20 Ampere ladestom. Somit produziert mein Kraftwerk etwa 0,2 kW, bei angenommenen 5 Stunden Sonne also 1kWh. Schaun wir auf die Werte oben, sehit man, das damit der "Tagesbedarf" gedeckt ist. (Wenn die Frau nicht ewig lang föhnt!!)
Geregelt wird das ganze mit einem einfachen KEMO-Solarregler für 20 EUR. Funktioniert perfekt!
Übrigens, ein Föhn macht in halber Stufe etwa 600 Watt Strom zu Wärme. Bei 10 min Betrieb sind das gerade mal 0,1 kWh - also fast zu vernachlässigen. Luxus, den ich nicht missen möchte.
Heizung:
Leider eine Eberspächer Dieselheizung, 3000 watt Heizleistung. Viel zu viel Leistung, viel zu laut.Hier wird sicher bald was aus dem Yachtbereich kommen, die können das besser. Bis auf die Preise...
Naja, und die Ganze Elektrik schaltet sich automatisch von autark auf Außenstrom um, machen zwei Schütze.
Die Schalter für die Pumpe, Licht, 12-Volt-Abschaltung, Wandler usw hab ich ganz einfach normale Lichtschalter genommen. Sieht schön aus, lässt sich einfach verdrahten und kostet nicht die Welt. Die Womo-ganzen Paneele aus dem Katalog waren mir zu teuer und zu fummelig.
Und noch ein Tip: Die gesamte Absicherung der 12-V-Strecke hab ich mit handelsüblichen Einbausicherungen gemacht, wie Ihr sie aus dem Sicherungskasten zu Hause kennt. Der Sicherung ist es nämlich völlig egal, ob 12 V oder 220 Volt - die misst nur den Strom. Ein solcher Automat kostet nur 2 EUR, ist schnell wieder einzuschalten (kann auch mal als Schalter benutzt werden, wenn mal was totzulegen ist) und passt super in die handelsüblichen Aufbaukästen. Somit gab ich schön Ordnung unterm Bett, wo die ganze Elektrik ist. Und brauche keine Schmelzsicherungen.
Hoffe, ggf. Anregung für Eure Ausbauten gegeben zu haben.
Schöne Reise!
Sven