Ein alljahrestaugliches fahrendes Heim ist entstanden aus dem Fiat doblo maxi durch die Ideen und den Ausbau einer Frau.
Die Motivation nach einem selbst ausgebauten VW-Bus mit Namen "Sturmvogel"und dessen Nachfolger"Sonnenvogel", einem MB 100 mich nun für ein viel kleineres Fahrzeug zu entscheiden, das sich nicht unbedingt zum Wohnmobilausbau anbietet, baute sich aus mehreren Gründen auf:
1. Die finanzielle Seite: Anschaffungspreis, Spritverbrauch, Ersatzteilkosten... und vor allem die Steuer und Versicherung sollten ein niedriges Niveau haben.
2. Die Frage: wieviel Platz brauch ich beim Reisen, was ist überflüssig und ebenso die Frage: Plane ich es für 1 Person, also für mich, ergab schliesslich: ein Kleinstlieferwagen reicht aus.
Die Wahl des Fabrikats war relativ einfach. Der Fiat Doblo hatte zur Zeit meiner Entscheidung so ziemlich als einziger eine Maxiversion mit langem Radstand, sodass der Bettenbau ohne Einbezug der Vordersitze möglich ist. Ebenso bieten die Maße insgesamt und die relativ eckige Form am meisten Platz verglichen mit gleichartigen Kollegen. Dennoch war es ein schwieriges Projekt, dieses Gefährt zu einem alljahrestauglichen perfekten Wohnmobil zu machen, ein Experiment, das gelingen musste, denn der Neuwagen war beim ersten Sägestich, der die Blechwand für den Einbau von Isolier-Aufstellfenster zu öffnen begann, keiner mehr.
Ein Jahr lang vor dem Kauf hatte ich geplant und getüfftelt und als er schliesslich am 15. Januar nackt auf meinem Stellplatz stand, begann unter härtesten winterlichen Bedingungen im Freien die Umsetzung einer Idee.
Zu den ersten Arbeiten gehörten die Anbringung von unzähligen Leisten, auf die später die Möbel aufgebaut werden sollten und eine vollflächige Verklebung einer Isolierschicht der gesamten Blechwände. Noch war der Zollstock, aber auch die Stichsäge mein meistgebrauchtes Handwerkszeug, das mit kälteklammen Fingern und zum Teil behandschuht zum Einsatz gebracht wurde.
Tage und Nächte waren bei jedem Wetter erfüllt von der Umsetzung einer Idee, die so in dieser Form einzigartig ist. Sie wurde in Alleinarbeit getätigt, wobei die Elektro- und Gasinstallation zu den Hürden gehörten, dagegen die Schreinerarbeiten bei inzwischen frühjahrsmässigem Wetter mir leicht von der Hand gingen und bis zum kleinsten handgeschnitzten Türriegel Freude machten.
Zum Innenausbau:
Der Wand Decken- und Bodenaufbau besteht aus dem Isoliermaterial X-trem, vollflächig mit dem Metall verklebt und darauf Undichtheiten dampfsperrmässig mit Klebefolie verschlossen.
Gerade Wandflächen um die eingebauten beiden Aufstellfenster an der Schiebetür und gegenüber erhielten als Wandverkleidung eine dünne Bio-Holfaserplatte, der Rest wurde mit Rauhfaser tapeziert und mit Kalkfarbe hellblau gestrichen. Die Wand am Bett wurde statt mit Farbe mit einem Papierputz, der sich anfühlt wie Pappmaschee, nur weicher, versehen.
Die Bodenplatte auf der Isolation besteht aus 4 Teilen dicke Bio-holzfaserplatte.
Das Trenngitter zum Fahrerraum wurde entfernt und stattdessen eine seitlich von Holzplatten begrenzte grosse Durchgangstür aus doppelter Plexiglasplatte zum Aufklappen geschaffen, die im Winter kältedämmend wirken soll und viel Licht in den Wohnraum durchlässt.
Die Einrichtungsmöbel sind gebaut aus Holzleisten, Nut-und Federbrettern, sowie nichttragende Teile wie Schranktüren und Fächer aus 2 cm dicker Wellpappe, die aussen glatt, tapezierbar und überstreichbar ist.
Die linke Seite ist 50 cm breit mit Schränken, Herd-Kocher-Kombinationsschrank und Gasflaschenschrank bestückt, z.T. demontierbar, Alles ist an den Leisten und an der Bodenplatte verschraubt. In der Mitte bleibt ein 50 cm breiter Gang auf die ganze Länge frei. Auf der rechten Seite befindet sich der Schrank, der tags das Bettzeug aufnimmt, und ein Sitzplatzkasten mit Rollen, auch ca. 50 cm breit. Beides wird nachts zur 1m breiten und 1.80 m langen Liegefläche, einschliesslich des variabel einsetzbaren kleinen Tisches, der tagsüber an mehreren Leisten an der Möbelseite eingeklemmt werden kann und mit einem herausnehmbaren Metallfuss abgestützt wird. Die Tischplatte lässt sich auch an der geöffneten Hecktüre mittels Schnüren so befestigen, dass er als Aussentisch dient. Der Sitzplatz kann in diesem Fall die Hecktürschwelle oder ein Stuhl drausssen sein. Eine mittels Türscharniere aufklappbare Schranktüre lässt sich ganz herausnehmen und als zweiten noch kleineren Tisch einsetzen. Auch er hat eine Vorrichtung für den Tischfuss.
Der Kleiderschrank links hinten ist zum Mittelgang nur mit einem Vorhang geschlossen und auch von der geöffneten Hecktüre zu bedienen. Ein Kleidungsstauraum mit Fächern befindet sich auf der rechten Seite am Heck hinter dem Bettschrank. Er geht auch bis zur Decke und ist von drei Seiten zu erreichen, vom Heck, vom Mittelgang mittels Tür, vom Bett aus mittels Klapptüren je Fach.
Die Gasanlage: 2 Gasflaschen, ein Kathalyt-Heizofen und ein Gasherd mit 2 Flammen.
Elektroanlage: Eine Zusatzbatterie hinter dem Fahrersitz, 1 Zusatzlampe ( und eine Dynamo- Solarlampe)
Alarmanlage: per Türkontakte an allen Türen mit eingebauter Doppelsirene im Motorraum, sowie mechanische Zusatzabsperrungen mit Hängeschlössern und Ketten ( auch für die Wohnraumfenster).
Wasser: Ein 20-l-Frischwasserkanister mit Hahn über der Spüle angebracht. Schmutzwasserkanister unter dem Ausfluss des Spülbeckens. Ausserdem führe ich noch 2 weitere 20-Literkanister als Vorrat mit.
Solardusche, die auf dem Armaturenbrett liegend von der Sonne aufgeheizt wird und zum Duschen aufs Dach gelegt oder irgendwo aufgehängt wird.
Ästhetische Details, wie das Abschrägen von Ecken und wie farbliche Bemalung der Flächen in unterschiedlichen Blau- und Weisstönen wurden hineingearbeitet, damit sich z.B viereckige Formen für das Auge auflösen und z.B. zu Fünfecken, Sechsecken, Bögen und Halbmonden erweitern, die angenehmer wirken. Sie ergänzen den zweckgebundenen Ausbau mit einer künstkerischen Note.
Das Heck wurde mit einem Heck-Fahrradträger versehen und das Dach mit einer abnehmbaren Dachreling aus Holz, an dem alles mögliche befestigt werden kann, z.B. auch eine Sonnenplane.
Manchmal der Verzweiflung nahe und unsicher, ob das Projekt gelingen wird, wenn die Hürden, die sich mir in den Weg legten, unüberwindbar erschienen, manchmal aber von Ideenreichtum erquickt, bewegte ich mich mit dem Ausbau Ende Mai auf Pfingsten zu. Zu diesem Termin waren die Funktionen (ich konnt’s kaum glauben) so weit tüchtig, dass einer Einweihungsfahrt nichts im Wege stand.
Danach änderte ich noch einige Detail, die sich da als unpraktisch gezeigt hatten und beendete den Ausbau Mitte Juni nach 5-monatiger Schuffterei, um Anfang Juli zur ersten grösseren Reise aufzubrechen. Unterwegs erhielt das Minimobil noch seine Namensgebung mit sichtbarer Aufschrift und Symbol auf dem Blech: Zugvogel.
Mit dem schöpferischen Ausgestalten des Projektes, mit der Verwandlung der Materie, mit der Lösung fast unlösbarer Probleme, mit denen ich konfrontiert wurde, mit der Geduldsaufwendung wenn die Arbeitsleistung mancher Tage einen im Äusseren zurückwarf statt vorranbrachte, hat sich doch auch im Innern etwas verwandelt. Man ist nicht mehr derselbe Mensch wie vorher. Bemerkenswert ist auch, dass ich während der 5 Monate mit etlichen Menschen ins Gespräch gekommen bin, die ich sonst nicht beachtet oder auch nicht kennengelernt hätte, auch zum Beispiel Menschen aus der Nachbarschaft, die auf mein Tun aufmerksam geworden sind und dass sich auch das Verhältnis zu manchen schon gekannten Mitbürgern durch sachbezogenen Austausch veränderte.
Wer noch mehr Bilder sehen möchte, wende sich am besten an mich persönlich.
Danke für alle, die mir Tipps während des Ausbaus gegeben haben.