Sprinter 4x4 Automatic ?

  • Wir sind bis Anfang letzten Jahres einen 4x4-Ducato mit Alkoven-Aufbau gefahren. Allerdings mussten wir wohl ein Montags-Auto erwischt haben, dauernd Ärger mit Elektrik und Getriebe ...

    So sollte es künftig ein etwas stabileres Basisfzg sein für unsere Individual-Kabine. Leider war kein entsprechendes Allrad-Fzg zu finden. Darum sind wir auf Iveco Daily mit Heck-Antrieb, abschaltbarer ASR und Diff.sperre umgestiegen. Dazu haben wir noch deutlich größere AT-Reifen montiert (215/85 statt 195/75).

    Für die geforderte Schlechtwege-Eignung tuts diese Kombination allemal. Auch aus den Wiesen sind wir bisher problemlos rausgekommen .... was man mit einem Fronttriebler nicht immer schafft. Allerdings steht ein Test im "richtigen" Gelände noch aus - ich will mal checken, wie weit man im Ernstfall kommen kann ;)

    Gruß Peter

  • Ich greife zurück auf die Erfahrungen meines Freundes Klaus, der im September auf einer Tour etwa von der Beanspruchungsklasse Deiner geplanten Reisen in Südamerika in der Mongolei incl. Wüste Gobi und in Sibirien unterwegs gewesen ist. Die hatten dabei einen 2 Achser MAN Kat , einen erprobten und umgebauten MB LA 911 und einen Bremach.
    Was bei dieser Tour vielleicht ungewöhnlich war, sind die großen Etappen, denn die war gedacht als Erkundungsfahrt für spätere geführte Reisen mit Gästen.
    Gefahren wurd ausschließlich auf Straßen und offiziellen Pisten für den dortigen normalen Verkehr, wobei natürlich Schotter teilweise incl. Wellblech dominierte.
    Um es vorweg zu nehmen: der einzige, der alles problemlos überstanden hat, war der MAN. Der alte LA benötigte gelegentlich Schweißarbeiten, um die angerissenen Aufhängungspunkte zu reparieren und zu verstärken, kann natürlich daran gelegen haben, dass die alte Substanz schon ziemlich mürbe geworden ist. Außerdem war eine Sperre durch und die Halterung der Lima gebrochen.
    Erstaunlich war der Bremach, dem hats die Vorderachse regelrecht zerbröselt, so dass Ersatz eingeflogen werden musste. Dabei kam auch heraus, dass diese Achse angelsächsische Gene hat, denn die Schrauben hatten überraschenderweise Zollmaß, also mußte man metrische Werkzeuge mühsam mit der Flex umbauen, unter anderem sogar zwei größere Imbusschlüssel.

    Was lernen wir daraus? Ich für meinen Teil würde den Sprinter nicht für eine solche Tour in Betracht ziehen, der ist zu leicht, zu sehr auf den Asphalt-Zulieferverkehr gewerblich auf mitteleuropäischen Straßen zugeschnitten.

    Alternative ohne auf eine der teuren Allrad LKW zurückgreifen zu müssen: Als billige Basis würde ich einen T1 Düsseldorfer 817 mit mittlerem Radstand wählen, der über eine solide Leiterrahmenkonstruktion verfügt. Nach dem TÜV würde ich den Rahmen verstärken, die Feder- und Dämpferaufnahmen auch. Verstärkte Federn und Dämpfer kämen rein. ich würde mich vergewissern, dass man die auch als Ersatzteile in Südamerika bekommt, dann braucht man die nicht mitnehmen. Eine neue stärkere Lima und einen neuen Anlasser würde ich hier einbauen. Ich würde ihn über die Federböcke etwa 5 cm höher setzen, größere Reifen mit Allterrain-Profil verwenden und die kürzeste von DB lieferbare Übersetzung wählen, außerdem die Hinterachse mit Sperre versehen. Dann käme der Tank unter dem Wagen weg nach innen, Almaric Plastik in Sinzig bietet auf Maß gemachte Alternativen in Kunststoff an, übrigens auch richtig solide Wassertanks. Was ich an Unterbodenschutz machen würde, müßte ich mir noch überlegen, auf jeden Fall bekäme die Ölwanne einen Unterfahrschutz. Vielleicht würde ich den Auspuff etwas geschützter verlegen und einen neuen größeren Kühler einbauen. Hinten würde ich am Böschungswinkel arbeiten, die Schürzen schräg abflexen, so dass das Rahmenende mit einer Rutschplatte aus 10 mm Grobblech drunter im Überhang der Endpunkt am Fahrzeugende wäre.

    So ein überarbeitetes Auto sollte einen ganz ordentlichen Kompromiß zwischen Bezahlbarkeit und Robustheit mit ausreichenden Reserven im Gelände und auf Schotterpisten darstellen. Ach ja, druckluftgefederte Sitze von Isry mit Lordosenstütze kämen auch noch rein, ich liebe mein Kreuz..... :wink:

  • Zitat von Thomas Frizen-Fischer


    Erstaunlich war der Bremach, dem hats die Vorderachse regelrecht zerbröselt, so dass Ersatz eingeflogen werden musste. Dabei kam auch heraus, dass diese Achse angelsächsische Gene hat, denn die Schrauben hatten überraschenderweise Zollmaß, also mußte man metrische Werkzeuge mühsam mit der Flex umbauen, unter anderem sogar zwei größere Imbusschlüssel.

    Aus Gründen der Objektivität erlaube ich mir Folgendes anzumerken:

    Die "zerbröselte BREMACH" Vorderachse gehört zu einem EX-Rheinbraun BREMACH, 10 Jahre alt, mit ca. 3000 Betriebsstd. im Braunkohletagebaueinsatz am Tacho (das entspricht ca. 200.000 Kilometern üblicher Fernreiseeinsatz). Dem (und anderer) Schadensbilder zu Folge, und ich weiß es, denn ich habe die erforderlichen Teile versendet, wurde dieses Auto nahezu ohne jede Vorbereitung auf diese Mongoleireise geschickt.
    Ich halte eine derartige Vorgangsweise für grob fahrlässig, absolut unverantwortlich und bin lediglich verwundert, daß der BREMACH es überhaupt in die Mongolei geschafft hat.
    Für die, dies interessiert: Tatsächlich ist ein Radnabenträger abgerissen, ein bei RB-Fahrzeugen nicht unübliches Problem, als Folge von jahrelangem Schlammeintrag zwischen Radnabe und Radnabenträger. Im Lauf der Zeit fräst dabei der Kohleschlamm/Quarzsand Material aus dem Radnabenträger und führt zu einer ganz spezifischen Bauteilschwächung.
    (Anm.: Dieser Bauteil wurde 2003 grundsätzlich überarbeitet.)
    Bei einer einfachen Kontrolle der Radlager vor Reiseantritt (was bei einem Ex-RB-Auto durchaus empfehlenswert ist) hätte man dieses Problem sofort erkennen können.
    Nachdem Bruch dieses Radträgers hat die Bremsscheibe über den Bremssattel/Bremsbeläge die Radführung übernehen müssen und dabei wurden die Bremsbeläge komplett verschlissen und letztlich auch der Bremssattel durch die Scheibe abgeschliffen. Das der defekte Bremssattel erst 2 Tag nach dem Bruch des Radnabenträgers als Problem erkannt wurde, läßt für mich den Schluß zu, daß mit dem defekten Radnabenträger nocht etliche Kilometer (!!!) zurückgelegt wurden.
    Ich erspare mir hierzu weitere Kommentare.
    Anm.: "angelsächischen Gene" an der Vorderachse gibts bei diesem BREMACH Modell übrigens nur als Zollgewinde in den Lockheed-Bremssättel. Sollten da also noch mehr Zollteile angebracht sein, dann müssen sie zumindest nach BREMACH-Werksauslieferung anno 98/99 angebracht worden sein.

    Es ist aber auf alle Fälle interessant wie Informationen aufgenommen und verbreitet werden. Ich glaube so funktioniert auch die "stille Post".

    mfg, Erich Christ

  • Es macht mich doch immer wieder irgendwie stolz, daß hier im Forum extrem selten Gift und Galle gespien werden und dafür unterschiedliche Sichtweisen neutral dargelegt werden. Beide Seiten haben recht, aber erst zusammen ergibt sich ein faires und richtiges Bild!
    Und an Erich einen ganz dicken Dank, daß er hier doch immer wieder sein Wissen kostenlos weiter gibt!

    Viele Grüße
    Leerkabinen-Wolfgang

    die nächsten Festivitäten in http://www.Bodenheim.de:

    03.-05.05.2024: Leerkabinen-Treffen

    erstes Juni-WE (07.-10.06.2024): Weinfest - Stellplatz nicht nutzbar

    dritter Sept.-Samstag (21.09.2024): Weinprobe in den WeinbergenStellplätze und V+E vorhanden! Bei Fragen eMail/PN an mich

  • Darum habe ich das Wort "erstaunlich" in meinem Posting ja auch verwendet, denn was ich bis dahin von den Bremachs gehört und gesehen habe, widersprach völlig dem, was da passiert war. So macht es jedenfalls Sinn, erklärt die Geschichte, und auch ich bin dankbar dafür, dass das Bild "aus berufenem Munde" wieder zurecht gerückt worden ist.

    Was mich aber auch interessiert hätte, wäre, was die Gemeinde zur Idee mit dem 817er so meint. Die basiert zwar auf meinen positiven Erfahrungen mit meinem damaligen selbst ausgebauten 609er und den durch den Ausbau gewonnenen Detailkenntnissen, ist aber halt nur eine Idee, denn echte Geländeerfahrungen mit dem Ding habe ich bis auf kurze Ausflüge nicht gemacht. Aber ich meine, er hätte das Potential, jedenfalls eher als ein nicht speziell und aufwändig umgebauter Sprinter.

  • Zitat von Thomas Frizen-Fischer

    Was mich aber auch interessiert hätte, wäre, was die Gemeinde zur Idee mit dem 817er so meint.


    Nach dem TÜV ist vor dem TÜV .... soll heißen, spätestens nach ein- oder zwei Jahren hat man da mit dem Rahmen-Umbau Probleme ... was egal ist, wenn das Fahrzeug nur noch außerhalb der TÜV-Reichweite bewegt wird.

    Ich habe mir auch zuerst die Varios angeschaut als Basis ... leider war die Verfügbarkeit geeigneten Basismaterials nicht berauschend und ein Neukauf eindeutig zu teuer. Darum wurde es ein Iveco ....

    Gruß Peter

  • Tja, lieber Peter, ein geeignetes Basisauto zu finden, das den Aufwand noch rechtfertigt, dürfte bei diesem Plan das größte Problem sein, die Dinger werden ja für den gewerblichen Verkehr genutzt und sind oft entsprechend abgewirtschaftet, wenn sie abgegeben werden.

    Das mit dem Rahmenumbau muss nicht unbedingt mit Schweißen gehen, bei angeschraubten Sachen ist der TÜV bedeutend zugänglicher. Was da im einzelnen möglich oder sinnvoll wäre, ist an dieser Stelle off topic und ich wills nicht weiter vertiefen.

  • Den Rahmen ohne FEM-Simulation verstärken kann auch nach hinten losgehen: Wenn dann Spannungsspitzen in einen sonst "harmlosen" Bereich wandern, zerbröselt es den Rahmen dort. Einen steifen Aufbau mit Dreipunkt- oder Rautenlagerung entkoppeln und das Ganze sollte halten, wenn die Nutzlast eben nicht bis zum letzten ausgereizt wird.

    Beim Gebrauchtangebot denke ich das Rheinbraun-Ergebnis weiter: Wer Allrad beschafft, nutzt das auch, und abgestoßen wird (meist), wenn Reparaturen unwirtschaftlich sind. Meines Wissens gibt es die "Bundeswehr-Schnäppchen" auch nicht mehr: Früher gab es das "Reparaturkonto", das z.B.mit einem durch Bedienerfehler erforderlichen neuen Motor in einem relativ jungen, guterhaltenen Fahrzeug nämliches Konto weitgehend ausgereizt war und die nächste Kleinreparatur hat dann den Rahmen überschritten => Fahrzeug wurde ausgeschieden, Instandsetzung für den glücklichen Gewinner erschwinglich.

    Grüsse,
    Peter

  • Hallo Freunde,

    ja, natürlich hat wohl jeder von uns das beste Fahrzeug für seinen Zweck.

    Ungeachtet dessen gestatte ich mir, auch einen Vorschlag für ein Basisfahrzeug einzuwerfen:

    ROBUR LD 2002 A

    - 4-Liter-Diesel, luftgekühlt
    - Allrad, Untersetzung
    - 5,5-Tonner
    - extreme Bodenfreiheit, Leiterrahmen,
    - saueinfache Technik und 1A Ersatzteilsituation
    - neuwertige Fahrzeuge tauchen schon ab 3.000 EUR im Netz auf

    Bei Mobile.de ist grad ein ganz schicker drin, leider ein Benziner...

    Auf den Rahmen kann man verschiedenste Container stellen, vom LAK bis hin zu Zeppelin-und Dornier-Sheltern...

    Und schlußendlich: Ein Sprinter mit Allrad ist kein Geländefahrzeug. Es ist ein Straßenfahrzeug mit Allradantrieb.

    Viele Grüße!
    Sven

  • Hallo Hubi

    Zum Technischen ist eigentlich alles schon gesagt

    Nun mal eine strategische Frage: Dein erstes Ziel ist Südamerika, Warum willst du einen Camper von Europa aus dorthin verschiffen und nicht in Argentinien oder Chile ein Fahrzeug kaufen? In den meisten Landern Südamerikas sind die Einfuhrzölle horrend und willst du diese umgehen, muss der Camper wieder zum Land raus - also zwei Mal Schiffspassage!

    Die Alternative wäre, dort ein Fahrzeug zu kaufen. In Chile oder Argentinien würdest du bestimmt fündig werden. Die meisten Camper sind dort auf Pickups aufgebaut, Im Gegensatz zu Europa gibts dort viele 4x2 Pickups, diese sind wesentlich billiger als die Allradversionen. Ab etwa 4 Monaten Aufenthalt lohnt sich das sicher und du könntest das Fahrzeug nach der Reise problemlos wieder in dem Land verkaufen, wo es eingelöst ist.

    Hier ein paar Bilder von meiner Chilereise vor 3 Jahren. Zwar kein Camper aber ohne Allrad und es ist erstaunlich, wie weit man mit einem robusten Fahrzeug auch ohne Allrad kommt!

    Gruss Werner

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