Im September war ich zu Gast bei einer Geburtstagsfeier. Der familieneigene Opa führte uns zu fortgeschrittener Stunde in den Garten und zeigte meiner Frau und mir seinen Atego 716 (?), den er im letzten Jahr zum Wohnmobil und Transporter für die großelterlichen Motorräder umgebaut hatte. Da war es um mich geschehen: sowas wollte ich auch!
Schon am nächsten Tag saß ich vor dem Computer und holte erste Informationen ein. Jeden Tag wurde Mobil, Ebay Kleinanzeigen und Truckscout 24 nach einer geeigneten Basis abgegrast.
Die Kriterien: große Kabine, da Kinder und später Enkel auch mal mikönnen sollen. Klimaanlage, Tempomat, Differentialsperre und Automatik. Maximal 400000km, maximaler Preis 12k €. Soweit die Maximalforderung.
Und über 7,5t. Zum einen habe ich die enstprechende Fahrerlaubnis, zum anderen habe ich keine Lust auf Kilo zählen.
Erster Kanidat war ein MAN TGX mit maximal großer Kabine. Leider zuweit weg und auch gleich vergriffen.
Zweiter ein IVECO Stralis. Ich hatte zwar etwas weiche Knien angesichts der Daten - 12l Hubraum, über 400PS, 11m lang, Doppelachse, 24t - aber ich hätte ihn beinahe gekauft. Probefahrt etc. erledigt, Geld schon freigemacht - am Vorabend der vereinbarten Kaufaktion rief mich der Händler an, das KFZ wäre Opfer eines Brandstifters geworden. Wahrscheinlich war ihm aufgegangen, dass das Schmuckstück zu billig angeboten worden war. Hätte er auch ehrlich sagen können....
Schlußendlich ist es ein Atego 1228 geworden. Eine Nummer kleiner, eine ganze Ecke billiger aber fast mit der Ausstattung, die maximal gesetzt war. Lediglich Automatik und Differentialsperre fehlen. Und er hat nur 2 Sitze eingetragen, hinten ist eine Liege. Da es den aber auch mit Sitzgelegenheiten hinten gibt, bin ich zuversichtlich.
Der Gute hatte als junger Kerl als Transporter für einen Hersteller von Filzen Dienst getan. Dann kam er in die Hände eines Geschäftsmannes mit Ukrainischen Wurzeln - wahrscheinlich um das Jahr 2008, genau ist das nicht nachzuvollziehen. Der Import in die Ukraine scheiterte an der Schadstoffklasse. Dort ist wohl erst ab Euro 4 der Zutritt erlaubt. So tat der weiße Riese dann Dienst als Hofknecht in der Nähe von Hannover. Wahrscheinlich kommt der relativ geringe Kilometerstand von 290k km daher. Scheint übrigens real zu sein. Die Reifen sind von 2008 und haben noch ca. 90% Profil.
Also ab zum TÜV. Dort sind 3-4 junge Prüfingenieure fast eine Stunde um und unter das Auto gewuselt. Der gute wurde gefühlt eine Ewigkeit auf der Rüttelplatte traktiert, mußte mehrmals seine Bremskraft demonstrieren und seine Abgase spenden.
Ergebnis: Alles gut, lediglich Wasser im Blinker, Spurstandenköpfe verschlissen und ein Druckluftbehälter angerostet. Damit konnte ich leben.
Also noch ein paar Taler runtergehandelt und ab auf die Autobahn. Die 350km Heimfahrt hat er wacker überstanden, bei einem geschätzten Verbrauch von 16-18l. Der Sechzylinder macht Spaß und ermöglich schaltfaules Fahren.
Daheim angekommen folgte ein Werkstattaufenthalt, um Spurstange und Druckbehälter zu wechseln. Materialwert 200€, Rechnung 1000€ inklusive Tachografenprüfung und TÜV-Nachkontrolle.
Nun stand er auf dem Hof und wartete auf die Umsetzung der Ideen seines neuen Herrn.