Halle Anja und Fred,
ich nehme an, ihr meint den alten LT 4x4?
Ja, das war eine sehr interessante Basis für ein Wohnmobil. Wegen der fehlenden Motorhaube kurz und ziemlich gute Geländeeigenschaften.
Aber auch: Ein technisch sehr spezielles Fahrzeug. Der Allradantrieb war aus diversen Fremdteilen zusammengebaut, die dann auch immer wieder mal wechselten. Böse Zungen behaupten, dass es keine zwei identischen LT4x4 gibt. Schon als der LT aktuell war, hatte man bei VW an der Ersatzteiltheke oft genug Probleme die richtigen Teile zu bekommen. Heute ist es ganz bestimmt nicht besser.
Dazu kommt nach heutigem Standart wenig Leistung, durch den Motor im Innenraum ziemlich laut, etc. etc.
Und der LT 4x4 war immer schon ein seltener Exot. Heute noch ein brauchbares Exemplar zu finden dürfte schwer werden.
Was ich bei der Auswahl der Basis für ein Wohnmobil immer auch berücksichtigen würde, dass man solch ein Fahrzeug im allgemeinen ja auch einige Jahre fahren will. Man sollte also überlegen, ob die gewählte Basis noch für die nächsten 10 - 15 Jahre taugt.
Und das betrifft nicht nur die Ersatzteilversorgung.
Ich sehe in der Hinsicht auch einen Unterschied zwischen alten LKW und alten leichten Transportern. Die allgemeine Lebenserwartung von letzteren ist deutlich geringer.
Dementsprechend sind generell auch ältere Transporterfahrgestelle, die noch gut genug sind dort viel Geld in Form eines Aufbaus darauf zu investieren, sehr sehr rar.
Schauen wir uns modernere Fahrzeuge an:
Ich hatte bei meinem jetztigen Fahrzeug ursprünglich auch mit 4x4 und unter 3,5 t geplant. Und bin zu dem Ergebnis gekommen, dass dies wenn, dann nur auf dem Papier funktioniert, nicht aber in der Praxis. Dazu sind sie modernen Fahrzeuge zu schwer geworden. Selbst bei einem kleinen Fahrzeug wie einem T6 4M wären wir bei einem Leergewicht von ca. 3.300 kg gelandet. Hier wären mit Extremen Leichtbau sicherlich noch ein paar kg möglich gewesen, aber auch das muss man wollen. Schaut Euch dazu mal den Thread von der Entstehung von Happy Hobo von Leerkabinen-Wolfgang hier im Forum an. Dann habt Ihr eine Vorstellung davon, was mit welchem Aufwand möglich ist. Wolfgang wird aber auch nachgesagt, er hätte Schrauben hohlgebohrt.
Unser Crafter 4M hat nun 4,4 t zul. Gesamtgewicht und wir wurden nicht ständig durch das Gewicht limitiert.
Aber auch bei älteren Fahrzeugen war 4x4, Doka und 3,5 t nur bedingt machbar.
Ich hatte jahrelang eine T4 Syncro Doka mit Absetzkabine. Da hat es mit dem Gewicht bei zwei Personen so gerade hingehauen. Aber auch nur, weil ich es geschafft hatte die Doka auf 3,3 t aufzulasten, was damals schon so gut wie unmöglich war und man heute garnicht erst versuchen muss. Und weil das T4 Doka Fahrgestell sehr leicht war.
Gut, es war eine Absetzkabine, bei einem Festaufbau hätte man noch ein paar kg einsparen können und wenn ich auf den Buddich Rammschutz und die AHK verzichtet hätte wären es noch einmal 50 kg gewesen. Ich hatte aber auch schon kein Reserverad dabei.
Ich würde an Eurer stelle die 3,5 t noch einmal wirklich überdenken. Ja ein Führerschein für mehr kostet Geld. Ein Wohnmobilaufbau aber auch. Und eine Fehlinvestition noch viel mehr.
Der Führerschein ist auch eine Investition in die Zukunft. Und wenn ihr die 3,5 t-Hürde übersprungen habt stehen Euch deutlich bessere Möglichkeiten für ein praxistaugliches 4x4 Reisefahrzeug offen.