Ich habe was wiedergefunden. Handschriftliche Notizen über die erste Islandreise mit dem Auto von Deutschland aus. Einige Dias hatte ich schon vorher mal gescannt, aber das Büchlein war weg.
Meinen Fuß auf die Insel setzte ich zuerst 1968, nur ein kurzer Besuch und gesehen habe ich nur die Umgebung der Hauptstadt. 1981 dann die erste Reise dorthin mit dem Auto von Deutschland aus. 1986 und 1989 dann erneut mit einem Landrover dorthin.
Ich schreibe die Reisenotizen von 1981 so ab wie wir es damals aufgeschrieben haben.
Island 1981
05.07.1981
Wir sind inzwischen auf den Farören angekommen und es regnet in Strömen. Bis hier gab es schon etwas Aufregung. Mit unserem Auto gab es keine Schwierigkeiten. Die Fährtickets für uns und das Auto haben wir beim Reisebüro ja nicht rechtzeitig bekommen, sie sollten in Hanstholm liegen. Bei der Reederei waren die dann aber auch nicht aufzufinden, der Purser auf dem Schiff sollte sie haben. Das stimmte dann auch, das Problem war gelöst. Als wir dann fragten ob für Elke noch ein Kabinenplatz frei sei verstand er uns wohl nicht recht, das Schiff sei ausgebucht. Na ja, eine Nacht ohne Kabine sollte dann auch wohl gehen. Zu unserer Überraschung stellten wir beim genaueren studieren der Tickets dann fest, dass auch für Elke für die ganze Reise ein Kabinenplatz gebucht war. Also eine angenehme Überraschung. Das Warten in der Schlange auf die Einschiffung in Hanstholm wurde etwas aufgelockert durch die Kranverladung einiger kleinerer PKW (R4 etc.), man hatte zu viele Autos angenommen für die Smyril.
Auf dem Schiff lief es dann so langsam an. Wir fanden unsere Kabinen, schräg gegenüber, aber angeblich nach Männlein und Weiblein getrennt. Das Schiff war voll, die Rucksackreisenden legten ihre Schlafsäcke aus, zum Essenfassen hieß es Schlange stehen, aber die Überfahrt bis Bergen verlief ohne Schwierigkeiten.
Am anderen Morgen trafen wir uns dann in der Frühstücksschlange wieder und Elke berichtete, dass auf dem vollen Schiff doch noch ein Bett frei geblieben war in ihrer Kabine. Da hätte ich ja liegen können, aber es sollten ja 4 Frauen in der Kabine sein, man hatte eine Frau und zwei Männer einquartiert.
Wegen der nicht gerade geringen Preise auf dem Schiff nutzten wir den Bergenaufenthalt zum Einkaufen. Samstagmorgen, Wochenmarkt, reichlich Fisch, sehr viel echter Lachs. Der war aber noch teurer als das Essen auf der Smyril. So nahmen wir mit einer geräucherten Makrele vorlieb, kauften noch ein Brot, Lachssalat und einige andere Lebensmittel. Mittagessen, Abendessen und Frühstück für die kommenden Tage waren relativ billig eingekauft. In Bergen verließen einige das Schiff, aber die Anzahl der Neuzugänge war wohl größer. Am Abend sah man in den Gängen auf jedem freien Platz einen Rucksackreisenden mit seinem Schlafsack. Was sollte es, wir fangen einen Sitzplatz und vertrieben uns die Zeit mit Lesen, hatten ja unser festes Bett, brauchten nicht draußen an Deck auf einer 1,3 m langen Bank oder unter ihr mit den Füssen im Gang übernachten.
Es gab auch noch so seltsame Wannen im Außenbereich, überdacht, zwei „Wannen“ übereinander und da konnte man dann sein Bett drin bauen, den Schlafsack auslegen. Die Plätze waren wohl buchbar.
Am Sonntagmorgen dann wieder in der Schlange stehen zum Kaffee und Eier fassen, Brot hatten wir ja selber. Platz suchen und Frühstücken. Mit zwei Landsleuten am Tisch kam man ins Gespräch und obwohl sie nicht gerade Sympathisch waren vertrieben wir uns mit einer Art Puzzle die Zeit zu viert.
Dann gegen Mittag wurde es unruhig, plötzliche Aufregung. Einige Reisende wurden aufgerufen, ich war auch darunter. Wir sollten gegen 14 Uhr auf die Brücke kommen. Gerüchte machten die Runde, es kommen angeblich 50 Autos von den Farören nicht mit nach Island, zu viele Buchungen waren angenommen worden. Wir sitzen zur Zeit in Thorshaven und warten auf die Dinge die geschehen werden. Unser Auto wird mit etlichen anderen mit einem Frachter separat nach Island gebracht. Am Dienstagmorgen um 01 Uhr sollen wir dann als Passagier wieder mit der Smyril die Reise nach Seydisfjördur fortsetzen, die Zeit bis dahin ist noch unklar, die Reederei wird sich um uns kümmern heißt es.
Mittwoch 08.07.81
Die Geschichte mit der Autoverladung ist gut überstanden. Elsa, ein Kümo, nahm gut 30 Autos auf und fuhr damit am Sonntag nach Island. Wir gingen auf eine andere Fähre der Reederei, diese verkehrt zwischen den Inseln hier. Von Thorshavn fuhren wir zur Insel Südero, schliefen auf der Fähre, wurden am Morgen um 07 Uhr abgeholt und sind dann über die Insel gefahren, haben hier einen Vogelfelsen besichtigt, dort in einer Bucht viele Skelette von ausgeschlachteten Grindwalen gesehen und noch eine Fischfabrik besucht.
Ich kann nur sagen, so gut hätten wir den Tag nicht verbracht, wenn wir ihn hätten selber gestalten müssen. Die Schlurigkeit der Reederei war also unser Glück. Aber nach angenehmen Stunden kommt auch wieder Ärger, so bei uns. Am Dienstagmorgen gegen 01:30 war die Smyril wieder in Thorhaven, Schlange stehen für die Einschiffung, Ticketkontrolle. Wir nahmen sofort in unseren gebuchten Kabinen ein Bett in Beschlag. Shon begann der Ärger. Elke wurde aus dem Bett geholt, in meine Kabine wollte eine komplette Familie einziehen, der Chiefsteward kam ins rotieren, er hatte wohl wieder 300 Buchungen für 150 Plätze. Warten, dann bekamen wir zwei Betten, sogar zusammen, allerdings im Hospital. Auch gut, größer, nur wir zwei alleine. Gegen 03 Uhr wollten wir dann endlich schlafen, zogen uns aus und schon kommt ein Steward mit einer Frau und fordert mich auf mein Bett frei zu machen. Ob die Frau nun nicht mehr wollte, ob mein Protest half, er kam nicht erneut mit so einem Wunsch und wir konnte in Ruhe schlafen.
Den Dienstag verbrachten wir dann auf dem Schiff und wir waren froh, als dieses gegen 19 Uhr in den Hafen einlief und festmachte. Unser Auto sahen wir schon an der Pier stehen und wir dachten: Nun man schnell runter vom Schiff, ins Auto, durch den Zoll bevor die anderen Autos alle vom Schiff kommen. Das wurde nichts, erst gegen 23 Uhr waren wir durch den Zoll und bis dahin waren vielleicht die Hälfte der Autos abgefertigt. So ein Ereignis wie die Ankunft der Fähre wird vom Zoll wohl dahingehend ausgenutzt, die 40 Stunden Woche der Zöllner in einem Rutsch abzureißen.
Der erste Eindruck von Island war also nicht positiv, dann wurde es aber schnell besser.
Donnerstag, 09.07.81 (Elke schreibt)
Unsere erste Begegnung mit Island war also die Sache mit dem Zoll, Reifen, Gummistiefel etc. desinfizieren. Unsere zweites Erlebnis war die Tatsache, dass es auf Island im Sommer nicht dunkel wird. Selbst um Mitternacht ist noch taghell und wir verloren das Gefühl für die Uhrzeit. Hinzukommt, dass die wenigen kleinen Verkaufsläden auch um 23 Uhr noch geöffnet haben und man also um diese Zeit auch noch einkaufen kann. Unsere dritte Begegnung auf Island war die Sache mit der einzigartigen und so abwechselungsreichen Landschaft und die Nähe zur Natur. Bereits am ersten Tag haben wir so viele verschiedene Landschaften gesehen; schneebedeckte Hügel und Berge, riesige Lavafelder auf denen kaum Pflanzen wuchsen. Das führte dazu, dass gerade in diesem Gebiet selbst die kleinste Pflanze Beachtung fand. Doch auch Gebiete mit Büschen und kleinen Bäumen gibt es hier. Hinzu kommen überall die kleinen sauberen Bäche und Flüsse, viele kleine Wasserfälle und als großen den Dettifoss.
Heute hielten wir uns überwiegend im Gjastiki-Gebiet auf. 1980 soll hier noch ein kleiner Vulkan gespuckt habenund dieses neue Lavafeld wollten wir sehen. Der Weg dorthin war sehr mühsam. Die Straße (?) war nur für einen Jeep befahrbar und wir mussten den Geländegang einlegen. In einer Stunde kamen wir wohl so 8 km weiter. Dann gelangten wir an einen Zaun. Vom Lavafeld war nichts zu sehen. Lediglich kleine Aschekrümel lagen überall herum. Die Sicht war äußerst schlecht, Nebel und diesig, wir befanden uns wohl auf Wolkenhöhe, nichts erkennbar, keine Orientierung, einem Kompass hatten wir auch nicht. Also sind wir umgekehrt, eine Enttäuschung, vor allem für meinen lieben Mann.