Hallo Pinzgi,
ich habe seit 2011 ein hydraulisches System von der schwäbischen Fa. Bansbach verbaut.
Da ich meine ganze Kabine selber konstruiert habe und somit auch wie du mir viele Gedanken über die passende Hubtechnik gemacht habe, bin ich auf die Fa. Bansbach in meiner Nähe gestoßen.
Dieses System ist relativ leicht (ca, 25kg) preiswert und war für die Funktion gleichmäßiges anheben von Lasten wohl gut geeignet. 4 Linearführungen habe ich selbst gebaut. So war der Plan. Dann wurde die Kabine gebaut.
Meine 1. Anlage von Bansbach (12 Volt) hat schnell den Geist aufgegeben. Mein Dach wiegt mit Dachlast etwa 200kg. Das System war trotz höherer Angabe der Last kaum gewachsen und hat das Dach nur mit Mühe und langsam angehoben.
Wenn dann noch 2 Kajaks auf dem Dach waren, war Ende. Durch meine offensichtlich nicht fachgerechte Justierung (Anfang und Ende) zerstörte sich das Innenleben der Pumpe und Öl trat aus.
Bei dem Termin mit der Fa. Bansbach (wegen dem Schaden) fuhr ich mit dem Fahrzeug vor und habe dabei erfahren, das diese Anlage so für mich nicht geeignet ist. Sie waren sehr kulant und haben mir für wenig Aufpreis ein neues, stärkeres System (220Volt) angeboten. Diese System (betrieben über einen einfachen 100E Umformer) hebt das Dach mit Leichtigkeit, wesentlich schneller und zuverlässig seit 2012 auf vielen Reisen.
Inzwischen gibt es schon fertige Linearführungen mit Antrieb, wo die ganze Installation wesentlich einfacher und sicherer ist.
Übrigens ist das System ErgoSwiss und Bansbach so weit ich weis nahezu Baugleich.
Aber.... ich möchte auch kleine "Probleme" nicht verheimlichen.
Die Anlage ist etwas temperaturempfindlich. Von Frühling bis Herbst gibt es keine Probleme. In den Wintermonaten bzw. bei tiefen Temperaturen und bei größeren Temperaturunterschieden gibt es folgendes zu beachten:
Wenn es im Fahrzeug so unter 5°C wird, ist das Öl im System so zäh, dass es durch die nur ca. 4mm dünnen Leitungen zu viel Wiederstand hat und das System auf ERROR geht.
Wird der Innenraum beheizt, läuft alles wieder nach Plan. Das kommt also eigentlich nur zu Hause vor, da man selbst im Winterurlaub den Innenraum (auch wegen Wasser usw.) nicht so weit abkühlen lässt.
Das 2. Problem ist bei großer Temperaturdifferenz. Auf den bis zu 5m langen Zuleitungen dehnt sich die Hydraulikflüssigkeit je nach Temperatur unterschiedlich aus.
Habe ich also das Dach mit warmen Innenraum (System) zum Anschlag gefahren und lasse über Nacht den Innenraum abkühlen, senkt sich das Dach um wenige Millimeter.
Mein Dach läuft in eine Dachdichtung, die ca. 5-10 mm aufnimmt. Ist es im Sommer warm, drückt das Dach fest in die Dichtung. Ist es kühl, drückt es weniger in die Dichtung. Ist es noch kühler/kalt, liegt das Dach nicht mehr an der Dichtung an.
Der Hubweg wurde mit dem Laptop der Fa. Bansbach fest hinterlegt. Das heißt, ich kann nur mechanisch am Antrieb den Hubbeginn verändern, indem ich die Pumpe von Hand etwa eine viertel Umdrehung nach vorne drehe.
Wenn man das weiß, ist es kein Problem. Im Winter etwas vor und im Sommer etwas zurück drehen. Weiter könnte man am Dach eine weichere und stärkere Dichtung einbauen, mit der ein größerer Hubunterschied ausgeglichen werden kann. Ich werde vermutlich eine weiche, ca. 3 cm starke Schaltschrankdichtung nachrüsten.
Mein Hubhöhe beträgt ca. 75 cm. Ob es inzwischen noch weitere Sonderanfertigungen gibt, weiß ich nicht.
Sollte der Antriebsmotor einmal ausfallen, kann ich den Antrieb mit einer Kurbel von Hand betätigen.
Sollte eine Hydraulikleitung oder Hubzylinder undicht werden, so drücken bei meiner 6 Zylinder- Anlage noch 5 Zylinder. Da jeder Zylinder separat versorgt und angefahren wird.
Sollte das ganze Pumpensystem durch einen Unfall, oder die Spindel der Pumpe ausfallen, dann hat man keine Chance und das Dach bleibt unten.
Bei starkem Sturm haben wir aufgrund der Fahrzeughöhe von ca. 3,80m bei ausgefahrenem Dach auch schon das Dach eingefahren und der umgebauten Sitzgruppe geschlafen.
Ich habe übrigens nicht wie einige Andere nur eine Bürstendichtung, sondern wir fahren zusätzlich gegen einen Anschlag mit Dichtung. Dadurch kann im Extremfall das Dach nicht durch eine Windböe (bei geöffneter Tür)vom Fahrzeug gerissen werden und es ist rundum so dicht, das keine Insekten in die Kabine können. Dies ist nur solange der Fall, bis das Dach von der Dachdichtung unten (Ruhezustand) nach oben Endzustand gefahren wird.
Am unteren Dachrand gibt es innen einen rundum konischen Anschlag, der gegen ein an der Kabinenoberseite rundum außen angebrachtes Gegenstück mit Dichtung läuft. Das Dach zentriert und verkantet sich so oben formschlüssig.
Wenn das Dach im Fahrtzustand geschlossen ist, liegt es rundum auf einer Dichtung (5mm Filz) auf. So ist immer alles gut verschlossen
Dass bei geschlossenem Dach die Kiste gut geschützt und isoliert ist und das Schlafzimmer nur im Stand Platz nach oben (Achtung Äste oder sonstiges) benötigt finde ich aber nach wie vor unschlagbar.
Bei einem ordentlichem Bett mit Rost, guter Matratze und Unterlüftung kostet das sonst mind. 1,5m mehr Fahrzeuglänge (Heckbett) und unsere geliebte Hecksitzgruppe und ein Durchgang zum Fahrerhaus wäre so nicht möglich.
Es gibt kein ideales Fahrzeug für alle Fälle, sondern es ist immer ein Kompromiss.
Ob ich es so wieder bauen würde? Bis jetzt, wo alles funktioniert ja. Die Bedenken, dass die Anlage irgendwann mal ausfällt werden immer weniger. Ein Restrisiko bleib, zumal wir auch große Reisen über den Teich planen.
Ich habe alles selber geplant, gebaut und kenne so das ganze Fahrzeug und die Technik. Alles kann unterwegs kaputt gehen. Ob Reifen, Motor, Getriebe, Scheiben oder eben auch die Hubtechnik. Dank UPS lässt sich alles liefern. Es ist nur eine Frage von Zeit und Geld. Im ungünstigsten Fall ist die Reise eben zu Ende und es geht nach Hause. Deshalb bleibe ich aber nicht schon vorher zu Hause.
Grüßle
Andreas