Geräuschdämmung Fahrerhaus

  • Ich weiß nicht wie deine Prüfung aussah, mit dem Fingernagel gekratzt?
    Hattest du einen Neuen zum Vergleich???
    Ich will nicht unken, aber bei der Dämmung wurde ich bei der Aufhängung beginnen.
    Bei einem Neufahrzeug wird das sicher nichts bringen, aber wenn so ein Gummi schon ein paar Tage der Witterung und den Kraftstoffausdünstungen ausgesetzt war, sicher. Auch alles was vom Motor zur Karosse geht, Heizungsschläuche, Gasgestänge, Kupplungsseile, Schaltgestänge müssen angeschaut und über Verbesserungen nachgedacht werden.

    Gruß Nunmachmal

    Ich habe viel aus meinen Fehlern gelernt, ich glaube ich mache noch einen.

  • Es gibt zwei Lärmübertragungswege, Luftschall und Körperschall.

    Luftschall dringt durch Öffnungen, also offenes Fenster, um was ganz offensichtliches zu nennen. Aber auch die beschriebenen Öffnungen, die nach Entfernen der Matten durch eine starke Lampe im Motorraum und unter dem Auto sichtbar werden, sind Luftschallquellen. Eine weitere Ursache sind lose Teile und Kabel unter dem Armaturenbrett, lockere Pedale und Schalthebel, Spiel in der Sitzmimik, besonders bei Drehkonsolen, Ladung hinter der Trennwand, aber auch so banale Sachen wie Klapperteile im Handschuhfach oder in den Türtaschen.

    Die Löcher in der Spritzwand können abgedichtet werden, also Kabeldurchführungen etc., Löcher, in denen sich nix bewegt. Die Löcher mit beweglichen Teilen drin lassen sich oft mit weichen Gummibälgen verschließen, wie sie für Schalthebel verwendet werden. Man muss nur dafür sorgen, dass sie sich soweit ziehen und zusammenschieben lassen, dass die Bewegung nicht behindert wird. Die kann man auch von innen mit fettfreier Vaseline schmieren, so dass die beweglichen Gestänge leichter laufen. Je nachdem, wo man den Balg anbringt, geht ja vom Motorraum oder vom Innenraum aus, kann man ganz weichen Schaumstoff auf der jeweils anderen Seite auch aufkleben, wo die Stange durch ein Loch in der Mitte läuft, das dämmt ein wenig zusätzlich. Wenn das alles zu ist, die lockeren Sachen in der Bedienungsmimik (Pedale, Schaltung) und bei den Sitzen festgemacht und mit Gummielementen spielfrei und geräuschlos sind, alle Kabel unter dem Armaturenbrett fest und mit lockerem Schaumstoff eingepackt sind, dann kann man sich mit dem anderen Thema befassen.

    Körperschall

    Dieses Thema ist umfassender, großflächiger und schwieriger. Körperschal entsteht dadurch, dass schwingende Flächen durch vibrierende technische Schallquellen wie den arbeitenden Motor durch Resonanzen zum Mitschwingen veranlasst werden und so den vorhandenen Schall übertragen und ggf. verstärken. Das Ziel ist also, diese Flächen, also den Blechboden im Fahrerhaus, die Spritzwand, die Türen, das Dach und die Trennwand am Schwingen zu hindern.
    Ein Prinzip dabei ist, dass große Flächen mehr schwingen als kleine. Das zweite Prinzip ist, dass leichte Materialien stärker schwingen als schwere. Daraus ergibt sich schonmal, dass das Bekleben von Blechflächen mit leichtem Schaumstoff oder mit xtrem-isolator aus Sicht der Schwingeungsdämpfung ziemlich "für den A....." ist. Dämmpfungsmaterial muss richtig schwer sein. Deswegen hebt man sich an den Kompositmatten, mit denen DB in den Frontlenkerfahrerhäusern die Motorhauben im Inneren abdeckt, auch ziemlich einen Bruch. Also, wenn überhaupt Schaum, dann spezifische Gewichte so hoch wie erhältlich auf dem Kubikmeter. Es gibt von Nomex richtig schwere feuerfest ausgerüstete Platten, die kann allerdings kein Mensch bezahlen.

    Ich hab früher mal einen T 2 Bulli ausgebaut, da habe ich hinten den Motorraum mit 24 mm Spanplatte "eingemauert", die entstehenden Zwischenräume mit schwerem Schaumstoff unter Druck ausgestopft. Auf die obere Abdeckung kam dann noch die 12 cm Schlafmatratze und darauf dreifach geklappt die dünne Überdeckungsmatratze, die über das Puzzle der Polster aus der angrenzenden Sitzgruppe kam, wenn wir zum Schlafen umgebaut hatten. Die Seitenwände waren mit 12 mm Multiplex über 40 mm 48 Kilo Schaumstoff auf Spannung abgedeckt und mit Teppichboden beklebt, oben quer unter der Decke befand sich ein Querbrett, das mit einer Klappe nach vorn als Wäschekasten unter dem Dach diente. Das Ergebnis war, dass ich, wenn ich nach dem Anlassen überprüfen wollte, ob der Motor lief, entweder die Heizung aufdrehen oder das Fenster aufmachen musst, bei geschlossenem Innenraum war die Maschine nicht mehr zu hören. Daraus ergibt sich übrigens, dass, wenn ich jemals wieder ein Womo haben sollte, dies unbedingt ein wohl isolierter Pusher sein wird....hihi.
    Aus dieser Story ergibt sich der Ansatz, wie man im Sprinter vorgehen könnte. Auf den Boden kommt nach rostschützender Lackierung eine Schicht aus schwerem Schaum und darauf eine AW 100 Spanplatte formaldehydfrei in 16 oder 19 mm, die auf Spannung mit dem Boden verschraubt wird, darauf dann Matten oder Teppich. Auf der Beifahrerseite kommt vor die Spritzwand schräg senkrecht eine ähnliche Konstruktion mit der Erweiterung, dass man an zwei oder drei Stellen 20 x 20 mm Vierkantlatten oder Besenstielstücke senkrecht auf die Spritzwand setzt und die auf Spannung da drauf drücken läßt, das verkleinert die Schwingungsfläche. Beim Fahrerplatz ist das erheblich komplizierter, weil man ja die Pedalerie und die Lenksäule im Weg hat. Da muss man stückeln und improvisieren und mit den verbleibenden Lücken in der Dämmung halt leben. Die Türverkleidungen macht man aus 6 mm Multiplex mit Teppichboden, verschraubt sie fest und stützt die Blechaußenwand unterhalb der Fenstermimik mit Styrodurblöcken gegen das Außenblech ab, etwas auf Spannung natürlich. Die Trennwand macht man aus 6 mm Multiplex auf 20 mm Vierkantlatten auf dem Blech, also doppelt, und facht die mit 20 mm Styrodur aus, das sollte reichen. Die Decke im Sprinter beklebt man mit Teppichboden und zieht eine Multiplexplatte mit zwei oder drei Klappen drunter ein, kann die dann als Stauraum benutzen.

    So, das ist ein verdammt aufwändiges Unternehmen, aber du solltest dadurch zwischen 6 und 8, im Glücksfall auch 10 db gewinnen, was aber schon recht ordentlich ist und den Krach subjektiv empfunden mehr als halbiert.

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