Zurück zu den Wurzeln 1 - Dethleffs Tourist 1939

  • Moin Ihrs,
    wie schon an anderer Stelle erwähnt war ich Ende September im http://www.erwin-hymer-museum.de/. Dort habe ich mich mit der Kamera richtig ausgetobt. Im Museum kann man sich Wohnwagen ab den dreißiger Jahren des vorigen Jahrhunderts ansehen. Nach und nach möchte ich hier in loser Folge einige dieser alten Fahrzeuge vorstellen. Viele Details sind genial einfach und gut durchdacht gestaltet. Damals folgte die Gestaltung - um nicht das neudeutsche Wort Design zu benutzen - der Funktion. Vielleicht mögt ihr euch als Gegenpol die Bilder der neuesten Messeschlager im Wohnwagenbereich vorstellen. Die alten Wohnwagen beeinflussen meine Überlegungen zum Bau eines kleinen Wohnwagens für zwei Personen sehr.

    Der Dethleffs Tourist, Baujahr 1939, macht seinem Namen alle Ehre. Auch heute könnte man mit ihm relativ komfortabel reisen. Seine Funktion erfüllt er immer noch, auch ohne eine Menge technischer Spielereien oder modischen Gestaltungselementen.

    Stehhöhe durch großes Hubdach


    Küche mit fließend Wasser und klappbarer Erweiterung. In das mittlere Fach über der Schüssel gehört ein Kanister mit Wasserhahn.


    Windschnittige Form für die Fahrt. Auch die stabile Rahmenbauweise der Türe ist interessant.


    "Kellerklappe" für kühlere Lagerung oder Erweiterung der Stehhöhe?


    Stabiles Grundgerüst aus Hartholz.



    Fachwerkbauweise mit gut erkennbarer Statik.


    Alle Details sind durchdacht und mit relativ einfachen Mitteln umgesetzt. Die Fenster sind einfach verglast, eine Isolierung gibt es nicht. Der Luftaustausch zwischen innen und außen funktioniert durch die Stoffteile mit Lüftungsöffnungen zwischen Hubdach und Wänden des Wohnwagens.
    Weitere Beispiele folgen. Auf Wunsch gibt es auch noch einige Detailfotos. Ich habe im Museum etwa vierhundert Aufnahmen gemacht.

    nun ist es ein LT 1 geworden ;)

  • Hallo,

    immer her mit den Bildern.

    Ich finde auch das man sich heute noch bei den alten Fahrzeugen gute Lösungen abschauen kann.
    Es muß nicht immer kompliziert oder mit viel Technik sein um einfach zu funktionieren.

    Gruß Christopher

    Mercedes Vario 816 mit Holzkoffer

  • Moin Ihrs,
    mein Bildarchiv gibt noch eine Menge her. Allerdings dauert es immer etwas die Dateien aufzubereiten. Jetzt folgen ein paar Detailfotos vom Dethleffs Tourist.

    Eine handgeformte Regenrinne und das plananbezogene Dach sind hier zu erkennen.


    Hier sieht man die Verriegelung des hochgeklappten Fensterteiles.



    Das ist einer der Haken zum Verriegeln des heruntergelassenen Hubdaches, ...


    .. und das das Gegenstück am Hochdach. Die Druckknöpfe sind zum Befestigen des Stoffes zwischen Hubdach und Seitenwänden.


    Hier kann man das gesamte Klappteil erkennen und die Aufsteller des Daches.


    Konstruktive Details


    Detailaufnahme der Türe


    Das Türschloss mit Lederriemen zum Öffnen von innen.

    nun ist es ein LT 1 geworden ;)

  • Danke für die Fotos, John,
    wirklich interessante Einblicke!
    Wie viele von solcher Art wohl damals unterwegs waren? Eine Stückzahl wie viel gebaut wurden, wurde nicht genannt, oder?
    Aber sicher war man damit ein solches Unikum, dass man noch nicht einmal in Ruhe campen konnte,
    weil man von allen beglotzt oder angesprochen wurde... :roll:

    Gruß
    Jürgen

  • Hi Picco ,

    muss jetzt auch mal meinen Senf dazugeben. Du bist so begeistert , weil der so einfach gehalten ist ? Es gibt sicherlich heutzutage auch
    einfache Camping anhänger , nur leider verkaufen die sich kaum weil die Kundschaft sich was anderes wünscht und viele die "paar" tausender mehr
    zum Mittelklasse wohnwagen in kauf nehmen.

    Dazu kommt : ein solcher Tourist wäre heute nahezu unbezahlbar durch seine Bauart , da da einfach viel zu viel Manpower reingeht die
    in unseren breiten einfach unbezahlbar ist.

    Allerdings geb ich dir dahin recht , dass es ein sehr schöner Wagen ist, der sehr viele Interessante Ideen hat , und wenn man dann bedenkt dass der Wagen von 1930 ist , ist das schon geil.
    Viele bauen sich ja solche Wagen dann selber ^^, Die Zahl der Teadrops steigt ja auch langsam :)

  • Ja

    Das sind Lösungen die mir Gefallen
    Einfach Stabil und Langlebig ,
    anderst wie die Einweglösungen von heute ,
    die nur für kurze Zeit konstruiert sind

    Viele Grüße Dieter

    Qualität setzt sich eben durch !
    und wie verfahren
    Mit einem Womo kann man sich nie verfahren,
    man lernt höchsten neue Wege u. Ziele kennen.

  • Moin ihrs,

    Zitat von Jogibär

    Wie viele von solcher Art wohl damals unterwegs waren? Eine Stückzahl wie viel gebaut wurden, wurde nicht genannt, oder?
    Aber sicher war man damit ein solches Unikum, dass man noch nicht einmal in Ruhe campen konnte,
    weil man von allen beglotzt oder angesprochen wurde...

    Mit etwas Recherche sollten sich Stückzahlen herausfinden lassen. Eventuell weiß das auch jemand im Hymer-Museum. Arist Dethleffs und andere Pioniere der Camping-Bewegung haben sich stark an Großbritannien orientiert, dort wurden die ersten Wohnwagen schon vor dem ersten Weltkrieg entwickelt. Einen davon kann man im National Motor Museum in Beaulieu http://www.beaulieu.co.uk/bei Southampton besichtigen. Dieser Wohnwagen http://tinyurl.com/Eccles-Caravan löste aus, dass ich mich wieder mit der Geschichte des Wohnwagens und des Wohnmobils beschäftigt habe.

    Es gibt einige Bücher über die Anfänge des Wohnwagen- und Wohnmobilbaues in Großbritannien in der ersten Hälfte des zwanzigsten Jahrhunderts. Alle diese Fahrzeuge wurden nicht für die breite Masse sondern für vermögende Kunden in Handarbeit gebaut. Sie haben auf jeden fall einen ganz besonderen Charme. In den 1930-er Jahren begann zum Beispiel auch Arist Dethleffs mit dem bau von Wohnwagen. Er baute dann im Krieg sogar Wohnwagen für das deutsche Afrikacorps.



    Die Austermann Knospe meiner Eltern, 1959

    In Deutschland begann die Campingbewegung erst richtig in den fünfziger Jahren des vorigen Jahrhunderts. Auch hier waren erst einmal die gut verdienenden und vermögenden Menschen die Zielgruppe. In Zeiten, wo ein Fabrikarbeiter 1955 1,76 DM in der Stunde verdiente, war ein Kaufpreis von etwa 4.000 bis 6.000 DM für diesen unerschwinglich. Dazu kam ja auch noch das passende Zugfahrzeug.

    Das alles kann man in folgenden Büchern nachlesen:

    Vorkrieg:
    Berger, Hans; Jachten der Landstraße (1938); Dolde Medien 2005, ISBN 3-928803-30-1

    Nachkrieg:
    Busch, Fritz B.; Kleine Wohnwagenfibel (1961); Dolde Medien 2003, ISBN 3-928803-25-5

    Fröhliche Grüße
    JmE

    nun ist es ein LT 1 geworden ;)

  • He he,

    jetzt weiß ich, wo der Anton seine Bau-Ideen abgeschaut hat! :lol:

    Gruß, Mobilix

    Wenn der Hammer das einzige Werkzeug ist, wird jedes Problem zum Nagel...

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