Wer im spanischen Inland unterwegs ist wird häufig erstaunt feststellen, dass der angepeilte Stausee den bekannten Stellplatz überflutet hat - oder fast ohne Wasser ist.
Vorab erklärt: Die spanischen Stauseen sind fast ausnahmslos für die Wasserspeicherung und Energieerzeugung gebaut. Schon immer ist es üblich, sie in den Regen-und Schmelzwasserreichen Zeiten prall zu füllen, um dann bis an das absolute Limit Energie zu erzeugen und die Felder zu bewässern. Es wird auch so lange abgepumpt, bis das Reservoir leer ist und nur noch die gesetzlich vorgeschriebene Mindest-Durchflussmenge aus der Staumauer rieselt. Dabei ist dem Betreiber völlig egal, dass die Marina auf dem Trockenen sitz und ganze Biotope sich - ich sag es mal vorsichtig - anpassen müssen.
In Deutschland sind wir kontinuierliche Pegel gewöhnt, sodass von Touristen das Auftauchen versunkener Dörfer als Attraktion bewundert wird. Die Spanier haben sich längst daran gewöhnt.
Jedes Jahr machen auch ein paar Journalisten im Spätsommer Urlaub in Spanien und berichten von extremer Hitze und Dürre, ausgetrockneten Seen und aufgetauchten Ruinen. Tatsächlich ist es aber nicht viel anders, als wenn ein Pumpspeicherwerk eben mal das Oberbecken ablässt - ein technischer, von Menschenhand gesteuerter Vorgang. Hat unsere Edersee-Talsperre geringen Pegel, würde niemand daran denke, diese bis zum Grund zu leeren und damit die Kartoffeln zu gießen. Hier ist es aber genau so, es wird gepumpt, bis der Motor trocken läuft.
Eine sehr interessante Webseite ist embalses.net. Recht einfach strukturiert, prima Suchfunktion und topaktuelle Werte, mit Historie bis zum 10-Jahres-Durchschnitt. Stöbert man hier etwas herum wird man interessantes finden.
Fakt ist - das zum anstauen verfügbare Wasser wird immer geringer. Schon auf der Startseite ist zu sehen, dass seit 10 Jahren immer weniger angestaut werden kann, die Entnahmen bleiben annähernd gleich.
Alcantara - ein recht einsam gelegener Stausee - war das gesamte Jahr 2022 fast leer. Entsprechende Dürre-Berichte in unserer Presse (nein ich übe keine Kritik!). Tatsächlich wurde aber am Bauwerk gearbeitet.
Andalusien - hier sieht es echt schlimm aus. Es fehlt das Schmelzwasser aus der Sierra Nevada. Im Dezember nur etwas Puderzucker genügt nicht, die Speicher zu füllen.
Ausnahme:
Hier war letztes Jahr wochenlang Unwetter (wer am Strand war konnte die Massen an Schwemmholz bewundern). Ergebnis: Teich war voll.
Das "Meer von Aragon" wird aus dem Ebro gespeist. Kastilien Leon ( https://www.embalses.net/comunidad-9-castilla-y-leon.html ) hat schön Wasser zurückgehalten in seinen Becken, selbst jetzt noch gut gefüllte Speicher. In Aragon kam also nicht mehr viel an, entsprechend das Ergebnis.
Es gibt also neben der allgemeinen intensiven Nutzung auch noch ein Verteilungsproblem und im großen und ganzen ein zunehmendes Wasser-Problem auf der iberischen Halbinsel.
Nun zeigt sich auch ein großer nachteiliger Nebeneffekt der riesigen Wasserflächen: jeden Tag verdunsten bei den Temperaturen in Spanien 2-5 mm Wasser, das dann nicht mehr zur Verfügung steht. Das ist echt viel.
Noch eine Literaturempfehlung für Spanienreisende, die nicht nur Strand kennen wollen: Leeres Spanien von Sergio Del Molino
Ich warne aber - schwere Kost. Manche Seiten so informativ, musste ich dreimal lesen.
Grüße, Sven