Moin ihr Lieben,
nach ausgiebiger Teilabstinenz aus diversen persönlichen Gründen melde ich mich mal wieder. In den letzten drei Jahren ist zuviel passiert um alles zu schreiben, zeitweise war es heftig, dann fehlte mir für vieles die Energie. So langsam wird es wieder ruhiger und ich mache mir Gedanken was so nächstes Jahr dran sein könnte. Und Zeit ist auch für einen Rückblick.
1978 kaufte ich meine erste Ente, ein 2CV 4 von 1974 aus erster Hand. Was war ich stolz! Danach kamen viele weitere Autos, alle paar Jahre tauchte mal wieder eine Ente auf, das mögen insgesamt acht oder zehn Stück gewesen sein. Manche Geschichten vergisst man nie: auf dem Hof hinter dem Haus meiner Großeltern habe ich 1982 eine Saussente auseinander genommen und das Getriebe samt Antriebswellen gewechselt, im Dezember bei Temperaturen unter Null. Die Ente fuhr dann meine Frau, mein Sohn war fast immer dabei, gerade 9 Monate alt als wir sie zugelassen haben. Meine Großeltern leben schon lange nicht mehr, heute wohnt meine Tante in dem Haus alleine. 2018 haben wir dort ihren Geburtstag gefeiert, sie ist 89 Jahre alt geworden. Seit 1935 lebte sie in diesem Haus. Von ihr bekam ich mal einen Peugeot 204 geschenkt, sie war Erstbesitzerin und ist damit in zehn Jahren immerhin 56.000 km gefahren. Mein ältester Sohn ist mittlerweile 37 Jahre alt und seit letztem Jahr verheiratet. Seit gut vierzig Jahren schraube ich an Autos herum, sehr viel an Citroën. Drei oder vier CX waren dabei, vier BX, ein ZX, ein paar Berlingos, noch mehr Enten, zwei oder drei Visas. Und natürlich eine endlose Zahl an Fahrzeugen anderer Hersteller, darunter auch diverse Campingfahrzeuge.
Jetzt gibt es bei uns noch einen Mercedes E240 und einen XM V6 mit 190 PS, dazu auch noch zwei Wohnwagen. An den Fahrzeugen mache ich selber keine großen Reparaturen mehr.
Seit Dezember 2018 habe ich keine Werkstatt mehr. Der Wind wirbelte die letzten Reste durch den ehemaligen Kuhstall. Die Fenster waren schon kaputt, das Tor stand meistens offen und es sind einige Kubikmeter Müll in einen großen Container gewandert. Die allermeisten Citroën-Bausätze - ein AK 400 mit vielen neuen Teilen und einem AMI 8-Chassis, die Pickup-Ente und noch einen Bausatz sowie LKW-weise Teile sind ins Umland von Bremen gewandert. Die Aktion hat mir einen neuen guten Freund beschert. Ein Bekannter hat meine C15 übernommen, auch das „Pakhorse“ und viele Teile dazu. Die großen Wagenheber, der Motorkran und vieles mehr weg. Die Hebebühne ist verkauft, ein weiterer Container hat sich mit Schrott gefüllt, der für mich kein Schrott war, sondern Teile von Autos die ich hatte, kannte, liebte, hasste, gefahren und zerlegt habe. Einen Teil meines Werkzeuges habe ich noch, da stehen jetzt einige Kisten im Keller.
„Rien ne va plus.“ Nichts geht mehr. Nach vierzig Jahren, mehreren Werkstätten und sehr vielen Autos ist es vorbei. Einen Ölwechsel kann ich vielleicht noch machen, oder mal die Scheibenwischer wechseln. Und waschen, staubsaugen und polieren. Na ja, aber nicht mehr richtig schrauben. Das geht nicht auf dem Hof oder vor dem Haus auf der Straße. Den größeren Teil meines Lebens habe ich mich mit Autos beschäftigt, allerdings auch immer mit Menschen. Viele freundliche und liebe Menschen habe ich dadurch kennen gelernt, Freunde gewonnen die ich mittlerweile sehr lange kenne. Ich bin ruhiger geworden mit den Jahren und nun habe ich Zeit für andere Sachen. Die Knochen tun weh wenn ich bei 5°C ein belade. Udo Jürgens sang "Mit sechsundsechzig Jahren, da fängt das Leben an, mit sechsundsechzig Jahren, da hat man Spaß daran!" Den Spaß hatte ich schon viel früher. Mit meinen drei Kindern, meiner Frau, mit Freunden und auch ganz still für mich alleine in der Werkstatt. Die hatte ich gut 12 Jahre dort. Und ich werde Anfang des neuen Jahres 64, da bleibt hoffentlich noch viel Zeit für Freude.
All den Menschen die ich hier und in anderen Foren, bei Treffen und in Werkstätten kennen lernen durfte, möchte ich danken. Es ist war und ist eine tolle Zeit mit euch! Jetzt bleiben meine Finger öfter mal sauber. Ich freue mich auf euch!
Und ich werde im kommenden Jahr ein letztes Projekt starten, das meine "Hassliebe Citroën" und mobiles Wohnen zusammenbringen soll. Den Grundstein habe ich heute gelegt, ein guter Freund gewährt mir zudem Obdach in seiner Werkstatt, allerdings im Norden zwischen Bremen und Bremerhaven. Zwei Jahre möchte ich mir maximal Zeit lassen für das Projekt. Es ist mein großes Glück dass meine Frau meine verrückten Ideen toleriert. Das tat sie auch in den vergangenen aufregenden Zeiten.
Im Januar geht es los.
Herzliche und nachdenkliche Grüße
Norbert